Zu Weinproben an ungewöhnlichen Orten lädt Sommelier Carsten Laade sowohl Kenner als auch Neulinge

Sommelier Carsten Laade möchte das erste "Wow!" hören, sobald seine Gäste durch die Türe treten. Es soll ein Abend sein, der von Anfang bis Ende den Gast einfängt, so hat der frühere Hotelfachmann es sich gewünscht. Deshalb bereitet Laade, 44, lange vor, sucht Orte, an denen Weinproben normalerweise nicht stattfinden, die aber eine besonders gute Atmosphäre haben, wie zum Beispiel das "Oberdeck" der Strandperle: ein wunderbares Räumchen in erster Reihe zur Elbe.

Und während sich draußen die Hafenlichter im Wasser spiegeln oder ein Containerschiff vorbeituckert, verteilt Laade mal Weiß-, mal Rotweine, seine persönlichen Highlights aus dem Jahr 2012, das war unser Thema des Abends. Der Sommelier sucht sich immer ein Oberthema und plant danach Weine, Speisen und Geschichten, die er an dem Abend weitertragen will: Es sind die Erzählungen der Winzer, die Laade regelmäßig besucht, in Deutschland, in Italien, Kalifornien oder Südafrika.

Doch ein Märchenonkel, der unentwegt redet, ist Laade nicht. Er kann auch zuhören und nimmt jede Frage ernst: "Zu mir kann ein Gast kommen, der schon hervorragende Weine getrunken hat, aber auch ein Neuling. Eine blöde Frage gibt es für mich gar nicht." Für seine Gäste deckt er den Tisch festlich ein, mit Silberbesteck und weißen Stoff-Servietten. Für uns gab es zu den Weinen Ziegenkäsebällchen mit Pumpernickel, gebratene Entenwürstchen und einen frischen Salat, unter anderem aus Staudensellerie, Birne, Avocado, Käse und Nüssen, der einem so viel Energie verleiht, dass ich danach kurz dachte, jetzt könnte ich auch noch eine große Runde am Strand joggen. (Das Rezept zum Salat findet sich noch auf Laades Website unter der Rubrik "Blog". Unbedingt versuchen, gerade bei Nieselregen!)

Der beste Wein des Abends war für mich Rotweintrinkerin überraschenderweise ein 2011er Riesling der Mittelmosel: "Steinreich" vom Weingut Ansgar Clüsserath. Von dem Geschmack habe ich nachts noch geträumt. Aber den L'Esprit de L'Horizon Rouge aus dem Jahr 2010 würde ich auch sofort bestellen.

Die nächste Weinprobe organisiert Laade am 28. Januar in der Kult-Schlachterei Wagner, und noch sind vier Plätze frei. Es ist ein mehr als 100 Jahre altes Haus. Unter Freskenmalereien an der Decke werden die besten Chianti Classico aus der Toskana serviert und dazu kommt frischer Tartar sowie eine feine Schlachteplatte. "Das ist ein irrer Ort", sagt Laade, der am liebsten dorthin geht, wo er die Liebe zum Handwerk noch spürt. Außerdem werde man hier nicht so abgelenkt wie in einem Restaurant.

Am 18. Februar veranstaltet er seine "Message in a Bottle" in dem Friseursalon HH1, einem Raum im Stil der 50er-Jahre. Außer der Weinprobe sowie französischer Küche gibt es dort auf Wunsch auch Frisur- oder Make-up-Tipps von einer Fachkraft. Rundum schön halt, wie Laade es mag.

Die nächsten Termine: Mo 28.1., 19.30, Schlachterei Wagner (U Lutterothstraße), Methfesselstr. 51, p. P. 75,-; Mo 18.2., 19.30, Friseur Salon HH1 (U/S Hbf.), Rautenbergstr. 7, p. P. 65,-; Anmeldung über: T. 0160-97 71 56 00 oder carsten@weinbuehne.de, Infos zu weiteren Abenden: www.weinbuehne.de