Ein szeniges Beziehungsdrama mit Susanne Lothar in ihrer letzten Filmrolle. Mutter und Tochter ringen miteinander und dem Leben.

Dieser Film ist originell, sehr deutsch und irgendwie auch komisch. Wenn in Hanna Dooses Spielfilmdebüt eine Mutter, die Psychologin ist und die ständig dafür sorgt, das Leben ihrer mehr oder weniger erwachsenen Kinder zusammenzuhalten, und eine Tochter, die Schauspielerin werden will und die so tranig langsam spricht, als hätte man sie gerade aus dem Tiefschlaf geweckt, aufeinander stoßen, dann kann sich jeder wiedererkennen. Aber so, wie Susanne Lothar, die in diesem letzten Film vor ihrem Tod im vergangenen Sommer, die Mutter Chris spielt - dürr, verzweifelt, mit fragendem Blick und unterdrücktem Zorn im Bauch - und wie Stephanie Stremler als ihre Tochter Kathi - finanziell abhängig, beruflich erfolglos, alleinerziehend und beziehungsgestresst - miteinander ringen, so authentisch können das wohl die wenigsten.

Für "Staub auf unseren Herzen" erhielt die Berliner Regisseurin Doose auf dem Münchner Filmfest im vergangenen Jahr den Förderpreis Regie Neues Deutsches Kino für ihren Film, den First Steps Award und den Publikumspreis, der Ex-Hamburger David Keitsch und sein Kollege Ben von Dobeneck bekamen den Produzentenpreis.

Der Film ist so deutsch, weil er jede Menge Probleme wälzt - die Eltern sind getrennt, Kathi, ein Tränentier, kommt nur schwer allein zurecht. Und wenn sie Florian kennenlernt, einen zotteligen Berliner Puppenspieler (dessen Schaumstoff-Puppen auch im "Faust" am Thalia Theater mitspielen), dann fallen Sätze wie: "Ich find das jetzt schon cool, also, dass du das alles jetzt erzählst, weil, ich hab also letztens auch mal irgendwie so 'ne Art Freund gehabt und da hab ich gar nicht gewusst, wer das überhaupt ist." Ja, so ist sie, die Berliner Szene, vercheckt, verwirrt, kreuzbrav und chaotisch, rührend unrealistisch. Und immer auch anregend und lustig. Wer's mag.

Bewertung: annehmbar

"Staub auf unseren Herzen" D 2012, 91 Min., o. A., R: Hanna Doose, D: Susanne Lothar, Stephanie Stremler, täglich im Abaton; www.staubaufunserenherzen.de