“Gibsy - Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann“ erzählt das Leben eines Sinto-Boxers, der vom Champion zum „Undeutschen“ wird.

So wie Johann Rukeli Trollmann boxte in den 1920er-Jahren niemand: schnell, geschmeidig, elegant, beweglich, tänzelnd. Er war sich für keinen Gegner zu schade und vermöbelte sie alle: Erst wird er Meister von Hannover, seiner Heimatstadt, dann von Norddeutschland. Doch Trollmann ist Sinto, damals noch als "Zigeuner" beschimpft, sein Boxstil gilt als "undeutsch". In der Hitler-Diktatur darf so einer niemals deutscher Meister werden, und so kommt es, dass der Kampf um die Meisterschaft im Halbschwergewicht zur Farce gerät. Trollmann wird der Titel eine Woche später wieder aberkannt. Als er im selben Jahr noch eine Chance erhält, gegen Gustav Eder, färbt er sich die Haare blond und hellt die dunkle Haut mit weißem Puder auf. Als Karikatur eines Ariers will er Eder beschämen - und verliert überraschend. Es folgen Rückzug ins Privatleben, Ehe mit einer Deutschen, Scheidung der Rassegesetze wegen, Russland-Feldzug, Entlassung aus der Wehrmacht, schließlich Verschleppung ins KZ Neuengamme und Verlegung nach Wittenberge, wo er 1944 von einem Kapo erschlagen wird.

Regisseur Eike Besuden hat diese schillernde Biografie, an der ihm vor allem das Thema der Zivilcourage interessierte, ausführlich für seinen Film "Gibsy" (Trollmann hatte seinen Spitznamen "Gypsy" in dieser Schreibweise auf seine Sporthose sticken lassen) recherchiert. Von Trollmann selbst gibt es, bis auf wenige Sekunden eines Freiluftkampfes, keine Originalaufnahmen. So stellt Besuden einige Szenen als Doku-Drama nach, Hannes Wegenr spielt den Boxer. Damit ist auch schon die einzige Schwäche des Films benannt - die Spielszenen sind zu steif und leblos geraten, von ihrem mangelnden Erkenntnisinteresse ganz abgesehen. So kommt es Zeitzeugen wie Freunden und Verwandten zu, in Interviews dem Dokufilm Leben einzuhauchen.

Bewertung: annehmbar

"Gibsy - Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann" D 2012, 90 Min., o. A., R: Eike Besuden, D: Hannes Wegener, Hannelore Elsner, Frank Auerbach, täglich im Koralle-Kino; Internet: www.realfictionfilme.de