Die Hamburger Percussion-Comedy-Gruppe Trude träumt von Afrika feiert mit einem Best-of-Programm im Tivoli ihren 22. Geburtstag.

Tivoli. Mal so richtig auf den Busch klopfen. Beim Chef, beim Nachbarn, beim Partner oder auch bei sich selbst. Das spielte bei den fünf Frauen, die sich 1989 in einem Percussion-Studio in Altona trafen, unterschwellig auch eine Rolle. Darüber hinaus trommelten sie sich zum Üben im Ottenser Frauenmusikzentrum zusammen. Und als das Stadtteilkulturzentrum Motte sie für einen Auftritt an der Elbe engagierte, war sie geboren, die Gruppe Trude träumt von Afrika.

Warum Trude? "Es steht für eine trutschige Welle", erklärt Anke Hundius, eine der vier Gründerfrauen. Und der Namenszusatz sei der Musik geschuldet. Das Spiel auf westafrikanischen Djembé-Trommeln macht noch immer einen Gutteil ihrer Show aus.

Auch diesen Montag im Schmidts Tivoli beim 22. Trude-Geburtstag mit dem neuen Programm "Rhythmus in den Händen - Torte im Blut". Der Titel ist Teil ihrer gereimten Entstehungsgeschichte: "Es kam über uns mit Naturgewalten, da gab's kein Halten, da gab's kein Halten. Rhythmus in den Händen - Torte im Blut, geflötet wird nur selten, und uns geht's gut", heißt es darin.

Die Kleidung der fünf Damen ist - mit Verlaub - mitsamt den Hüten noch immer gewöhnungsbedürftig. Doch jede hat ihren Stil und ihren Trude-Namen. "Bei uns ist das eine Art Berufsbezeichnung wie für andere Dr. med", sagt Hundius lächelnd. Als Trude Agathe schwärmt sie von ihrer Ballettvergangenheit, um dann an der Djembé voll aus sich herauszugehen.

Eva Roßberg, als Trude Erna zuständig für die meisten Conférencen, Winni Knaack (Trude Yvonne) als Nichte Ernas und Gunhild Wulf (Trude Cäcilie) als klassische Blockflötenspielerin gehören gleichfalls zur Urbesetzung. Annette Kayser stieß 1998 dazu und verkörpert als Trude Mathilde in ihrem Dienstkostüm den einstigen Stolz der Heilsarmee. Als Schlagzeugerin konnte sie den Truden-Takt mitgehen. Der führt die Gruppe mit 70 Auftritten im Jahr bis nach Österreich und in die Schweiz, zum Arosa-Humorfestival.

Trude träumt von Afrika hat ihre spezielle Mischung aus Musik und Komik erst im Laufe der Jahre gefunden. "Wir sind immer noch basisdemokratisch organisiert. Das erklärt auch unser Tempo, das nicht immer das höchste ist", meint Annette Kayser lachend. Das Djembé- und Basstrommeln sei die Basis, der Rest Entwicklung, sagt das große "Küken" der Truppe. An der Snaredrum hat Kayser ihren festen Platz, singt als Heilsarmistin, aber auch ein Lied für "Major Fromm". Außer am Gesang haben die Truden an der Choreografie gearbeitet - "je nach individuellen Möglichkeiten", ergänzt sie.

"Die augenzwinkernd hanseatische Version von legendären Gruppen wie Stomp, Kodo oder Tentekko-Taiko", hat die "Allgemeine Zeitung" aus Mainz die Hamburger Frauenformation mal genannt. Mit breiter hiesiger Mundart bedienen die nicht mehr ganz jungen Deerns das sprachliche Klischee, überzeugen indes mit einem ausgeprägten Rhythmusgefühl und selbstironischen Themen wie Fitbleiben im reiferen Alter. Und in ihrem Weltraumprogramm "Bügelfrei in die Umlaufbahn" trommeln sie erstmals auf sogenannten Topf-Satelliten, sprich Gießkannen. Während die in den 90ern auch hierzulande populären Kerle der französischen Percussion-Truppe Les Tambours du Bronx auf Ölfässern für Wirbel sorgten, behelfen sich die Truden bei ihrer Parodie mit Keksdosen.

Der Erfolg ihrer skurrilen Show gibt ihnen recht. "Wir sind nicht schön, und wir sind nicht schlank. Aber wir machen etwas, was sonst keiner macht", erklärt Anke Hundius den Erfolg auch beim männlichen Publikum.

"Früher wurden wir öfter über die Gleichstellungsberatung gebucht", sagt sie. Das komme nur noch ein- bis zweimal im Jahr vor. Wie etwa zum Internationalen Weltfrauentag am 8. März in Lübbecke. Danach gönnen sich die Truden ein Dreivierteljahr kreative Pause. Erst in der Vorweihnachtszeit werden sie wieder mit ihrer ungewöhnlichen Instrumentensammlung touren und am 6. Dezember im Winterhuder Magazin-Kino ihr nächstes Heimspiel haben. Falls sie auch dann bei ihrer "Karawane"-Nummer mit Handtaschen über die Bühne tigern, muss sich der Nikolaus warm anziehen ...

"22 Jahre schon. Rhythmus in den Händen - Torte im Blut" Mo 14.1., 19.00, Schmidts Tivoli (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 28, Restkarten ab 18,50 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de