Die Schauspielerin wurde mit dem Ulrich-Wildgruber-Preis ausgezeichnet. Das Gremium kürte unter 20 Nominierten die Künstlerin aus München.

Hamburg. Es ist schon eine lieb gewonnene Tradition. Zu Beginn der Verleihung des Ulrich-Wildgruber-Preises 2013 im St. Pauli Theater rührte Claus G. Budelmann wieder charmant und sehr zielsicher die Werbetrommel für den Förderkreis des Privattheaters. Er richtet auch gemeinsam mit der Nordmetall-Stiftung, die den mit 10.000 Euro dotierten Preis nach den Empfehlungen einer Fachjury vergibt, den Festakt und anschließenden Empfang aus. Das Gremium kürte unter 20 Nominierten die Schauspielerin Brigitte Hobmeier aus München.

Geradlinig und kompromisslos gehe die "Gitti" ihren Weg, betonte Laudator Edmund Telgenkämper, Hobmeiers Kollege und Spielpartner an den Münchner Kammerspielen. Er sagte, dass sie es sich in der Kunst nicht leicht mache, Partner und Regisseure fordere wie sich selbst, und ließ ihre Rollen Revue passieren: Elisabeth in "Glaube, Liebe, Hoffnung", für deren Gestaltung Hobmeier den "Faust"-Preis erhielt, Achternbuschs "Susn" oder Fassbinders "Maria Braun". Es seien meist Frauen, die um ihre Freiheit oder ihr Überleben kämpften wie im Filmporträt mit Szenen-Ausschnitten, darunter "Tannöd", "Die Hebamme" und "Räuber Kneißl", zu sehen war. Thomas Klischan, Vorstand der Nordmetall-Stiftung, überreichte Blumenstrauß, Scheck und Urkunde an die strahlende Preisträgerin.

Brigitte Hobmeier, in engem grünen Kleid, über das ihre üppigen rotblonden Locken fielen, bedankte sich überschwänglich und zitierte Ulrich Wildgruber: "Ich bin auch ganz glücklich, nur ein bisschen überfordert." Einmal, weil sie frei reden müsse, und dann, weil sie singen wolle. Sie dankte der Jury und Nordmetall-Stiftung, aber auch den Intendanten Christian Stückl, Frank Baumbauer und Johan Simons ebenso wie ihren Regisseuren und Filmproduzenten, die ihr die Möglichkeit gaben, ihren Weg zu gehen. "Fast hätte ich vergessen zu singen", meinte sie lachend, griff dann zum Mikro und hauchte "Wie wunderlich" - einen von Carl Oesterhelt vertonten Text aus Lion Feuchtwangers Roman "Erfolg". Hobmeier, die mit ihrer sympathisch offenen Art ohne Allüren sich die Herzen der 450 Gäste eroberte, hat den Erfolg, aber sie bleibt eigensinnig, geerdet und sich gegenüber die härteste Kritikerin.

Hannelore Hoger, die zum Vergnügen des Publikums einen komischen Tucholsky-Text über das Theater aus Sicht eines Beleuchters las, gar mit berlinerisch deftigem Witz spielte, gratulierte der Kollegin wie auch Angela Winkler. "Ich habe bisher nur einen Ring oder eine Rolle bekommen, aber nie ein Preisgeld", scherzte sie mit kokettem Mädchencharme und sang zwar erkältet, doch ergreifend Brechts Gedicht "Erinnerung an Marie A.".

Intendant Ulrich Waller und Geschäftsdirektor Thomas Collien verkündeten, dass die Kulturbehörde die Subvention (470.000 Euro) bis 2017 zusicherte. "Wir werden im Vergleich zu anderen Privattheatern zwar spärlich bedacht", sagte Waller, "aber wir freuen uns, dass wir in der Form weitermachen können." Das gelang erfolgreich, zuletzt mit "The King's Speech". Die nächste Premiere ist Yasmina Rezas "Ihre Version des Spiels" (mit der Hoger am 24.2.). Weiter ist eine Inszenierung von Wilfried Minks geplant und die Hamburg-Revue "S Bahn 1".

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