Direktor Wulf Köpke zog eine positive Bilanz, am Sonntag wird 100-Jähriges gefeiert

Hamburg. Silberne Glöckchen am Gürtel, die Hände zu fremden Zeichen kunstvoll verdreht, die Füße zwischen Schwerelosigkeit und Erdverbundenheit. Der Besuch der Odissi-Tänzerin, die Wulf Köpke zur Pressekonferenz in sein Museum für Völkerkunde eingeladen hatte, symbolisierte ein bisschen, wozu der langjährige Direktor sein Haus gemacht hat: ein Ort der lebendigen interkulturellen Begegnung, der das Interesse und den Respekt bis in die forschende Arbeit hinein fortsetzt.

Am Sonntag findet dort ein Symposium zum Thema: "Warum ist ein Museum für Völkerkunde wichtig für Hamburg?" statt, am selben Tag feiert das imposante Haus sein 100-jähriges Bestehen mit Konzerten, Führungen, Vorträgen und kulinarischen Genüssen.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Ausstellungsprogramms wird Indien stehen: Einen Hauch Paradies verspricht die Ausstellung "Blumen, Bäume, Göttergarten", die zeitgleich zur Internationalen Gartenschau laufen wird. Indische Malerei ist hierzulande fast vollkommen unbekannt, deshalb wird es umso spannender, wenn dank der großzügigen Leihgaben des Koblenzer Privatsammlers Ludwig V. Habighorst kostbare indische Gemälde aus sechs Jahrhunderten an der Rothenbaumchaussee zu bewundern sein werden.

Die Samoa-Ausstellung mit dem heiligen Maori-Haus wird das ganze Jahr weiterlaufen, demnächst ergänzt durch die eigenen Bestände an historischen Polynesien-Fotos. Für das zweite Quartal 2013 erarbeiten die Museumskuratoren aus der dem Haus vermachten Sammlung F. K. Heller eine Ausstellung mit über 400 Objekten, die einen Überblick geben soll über die Götterwelt Indiens, von Shiva bis Kali.

Das vergangene Jahr, gekrönt durch eine Weltübergangsparty, "ist sehr gut gelaufen", sagt der Direktor. Die neu gestaltete Südsee-Abteilung habe auf einen Schlag 52.000 Besucher angelockt, insgesamt kamen rund 130.000 Menschen ins Museum. Allerdings kann Wulf Köpke auch die Tatsache nicht verhehlen, dass er es mit einem permanenten Abstieg zu tun hat: Früher habe man 14 Ausstellungen im Jahr gemacht, heute sind es noch vier bis fünf. Der Etat ist seit 1999 der gleiche geblieben, und die Tarifsteigerungen werden kaum von der Behörde aufgefangen. Faktisch "haben wir ein Drittel unseres Etats verloren". Schön ist es nicht, solche Zahlen nennen zu müssen, schon gar nicht, wenn man ein so großes Jubiläum feiert und auf eine stolze Geschichte engagierter Museumsleute zurückblicken kann. Aber Köpke und seine Mitarbeiter sind tapfer. Geld für Sonderausstellungen oder wichtige Restaurierungen bekommt er kaum noch von der reichen, angeblich so weltoffenen Stadt Hamburg, sondern aus Neuseeland oder Ecuador. Ein Völkerkundemuseum attraktiv zu machen, kann also auch durchaus ein diplomatisch bedeutsamer Akt sein.