Das Debüt “Excuse My French“ von Wilhelm Tell Me erschien 2011 noch klassisch als Album. Der kommende Nachfolger soll “öffentlich entstehen“.

Hamburg. Manchmal bedarf es nur einer kleinen, schlichten Idee, um Gänsehaut zu erzeugen. Die Hamburger Band Wilhelm Tell Me hatte einen solchen Einfall. Für die neue Single "Kite" lud sich das Quartett über Facebook einige seiner Fans ins Studio ein, um sie den Refrain singen zu lassen.

Die schwelgerische Pop-Nummer verhandelt die feine Sehnsucht nach großer Weite, die in der Enge des Alltags aufkeimen kann. Wenn der Wunsch immer mächtiger wird, aufzubrechen und all die Erwartungen, den Druck und die Bilder vom eigenen Selbst hinter sich zu lassen. Und der Chor der Anhänger am Ende verleiht dem Song eine besondere Intimität und zugleich Bombast.

Aber nicht nur in ihren Versen, auch mit der Vermarktung ihrer Musik versucht die Band 2013, sich von Klischees zu lösen. Ihr Debüt "Excuse My French", das nuanciert Gitarren- und Elektro-Pop verbindet, hatten die vier 2011 noch klassisch als Album herausgebracht. In diesem Jahr möchten Henning Sommer (Gesang, Synthesizer), Frederik Deluweit (Gitarre), Jan Ostendorf (Drums) und Matthias Kranz (Bass) unkonventionellere Wege gehen. Ihre neue Platte lassen sie, wie sie nun verkündeten, "öffentlich entstehen".

Ab dem 8. Februar veröffentlicht die Gruppe, angefangen mit "Kite", jeden Monat einen neuen Song. Die Hamburger Fotografin Verena Knemeyer entwirft zu jedem Lied ein Covermotiv. Und beim Vertrieb setzt die Band voll auf das Internet: Die Stücke werden als Download in den gängigen Onlineshops für einen Durchschnittspreis von 99 Cent erhältlich sein oder kostenfrei über Streaming-Dienste. In diesem Bereich nutzt Wilhelm Tell Me derzeit vor allem den Anbieter Spotify, um mit Fans in Verbindung zu treten. Für ihre jüngste Tour baten sie etwa ihre Hörer, ihnen Songvorschläge für die Fahrt im Bandbus zu senden. Die besten Lieder kamen auf eine Playlist, die online knapp 500 Fans abonnierten. "Der ganze Digitalbereich wird immer interessanter, da wir dort viel direkter mit Leuten in Kontakt treten können", sagt Bassist Kranz. "Das ist sehr, sehr schön."

Wilhelm Tell Me live: 23.3., Uebel & Gefährlich; Infos: www.wilhelmtellme.com