Frankfurt. Die Debatte um den Antisemitismus-Vorwurf gegen den Publizisten Jakob Augstein reißt nicht ab: Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center fordert laut eines Berichts der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) eine Entschuldigung Augsteins für dessen angeblich "antisemitischen Verleumdungen". Die jüdische Organisation mit Sitz in Los Angeles hatte Augstein wegen israelkritischer Texte auf eine Liste der zehn weltweit schlimmsten Antisemiten gesetzt. Dies war vom Deutschen Journalisten-Verband und dem Zentralrat der Juden als ungerechtfertigt kritisiert worden.

Bei der Auswahl Augsteins hatte sich das Simon Wiesenthal Center auf den Berliner Publizisten Henryk M. Broder berufen. Er hatte Augstein in der Vergangenheit wegen israelkritischer Kolumnen auf "Spiegel Online" Antisemitismus vorgeworfen. Im Gespräch mit der "FAS" bekräftigte Broder seine Kritik. Das "Lupenreine an Augsteins Antisemitismus" sei "die absolute Eins-zu-eins-Übertragung von allem, was früher über die Juden gesagt wurde, auf Israel". Augstein selbst wies den Vorwurf zurück, er übe einseitig Kritik an Israel. Über Broder sagte Augstein, dieser sei ein "Stalker". Er sei zwar entzückend, lustig und reizend. "Das Problem ist nur: Er spinnt. Und in diesem Fall hat das Spinnen einen Grad erreicht, wo der Spaß aufhört", sagte Augstein ebenfalls der "FAS".

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", zwar schreibe Augstein über Israel "mit dem Fingerspitzengefühl eines Bulldozers". Allerdings gehöre der Verleger nicht auf das Ranking des Simon Wiesenthal Centers.