Die Handelskammer zeigt bis zum 1. Februar in der Ausstellung “Von Werften und Werkshallen“ die großformatigen Gemälde von H.D. Tylle.

Handelskammer. Große Baustellen unter und über Tage, riesige Werften, gigantische Werkshallen, in denen es brodelt, dampft, klappert und klirrt. Die Sujets des Malers Hans Dieter Tylle sind groß, wenn nicht sogar von monumentalem Ausmaß. Sinnbildlich groß werden sie auch durch den realistischen Stil des Künstlers: In seiner höchst detaillierten Arbeit gelingt es dem Kasselaner bereits seit 1979, Impressionen aus den Arbeitsstätten der Industrie einzufangen und damit auch ihre beeindruckende Entwicklung zu dokumentieren.

Seine Stationen führten ihn von Deutschland nach Amerika und Japan. 2009, 60 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik und zwei Jahrzehnte nach der deutschen Einheit, zog es Tylle wieder in die Heimat. Dieses Mal begab er sich auf eine Reise durch die Industrienation Deutschland - nicht zuletzt eine Art künstlerischer Bestandsaufnahme. In der Zeit von 2009 bis 2011 porträtierte der Maler elf Unternehmen, darunter auch das Airbus-Werk auf Finkenwerder und die Werften der Reederei F. Laeisz in Hamburg. Die Ausstellung "Von Werften und Werkshallen" in der Handelskammer Hamburg präsentiert noch bis 1. Februar eine Auswahl seiner "Deutschlandreise" sowie einige seiner Werftbilder der vergangenen 25 Jahre und den Bilderzyklus "Hamburg im Sommer 2012".

Es sind Alltagsszenen, die Tylle darstellt - zumindest für die Arbeiter jener Stätten. Allen anderen gewährt er einen Einblick in die fremde Welt der eisernen Giganten, in einer Zeit, in der Alltagstechnik immer kleiner zu werden scheint. Aufgrund der Licht- und Farbverhältnisse, seiner Detailtreue und seines exakten Augenmaßes wirken die Gemälde Tylles häufig nahezu fotografisch. Er bedient sich dabei keinerlei technischer Hilfsmittel, sondern verlässt sich auf seinen geschärften Blick und die Tatsache, dass all seine Bilder Werksluft atmen, er mitten im Geschehen ist und das Wahrgenommene auf die Leinwand projizieren kann.

Vor allem die Gemälde, in denen er starke Kontraste schaffen kann, wie "Tagebau Welzow-Süd" oder "Aufgebockte A380" wirken besonders plastisch und stark. Die Industrie, Maschinen und Technik stehen bei H.D. Tylle im Vordergrund, doch so manches Mal werden auch Menschen zum Mittelpunkt seiner Bildnisse, auch wenn sie vielleicht nur am Rande zu sehen sind (wie beispielsweise "Dosenpfand" oder "Baudock"). Seine Werke dokumentieren den Kontrast des doch so winzigen Menschen im Kontext großer Industrie. 16 der insgesamt 36 ausgestellten Gemälde Tylles - allesamt Öl auf Leinwand - sind zu kaufen, sie kosten zwischen 4200 und 20.000 Euro. Wem jedoch die Industriemalerei des Künstlers nicht genügt, kann auch die Galerie Rose (Großer Burstah) besuchen, in der seine Landschaftsbilder gezeigt werden.

"H.D. Tylle - Von Werften und Werkshallen" bis 1.2.2013, Mo-Do, 9.00-17.00, Fr 9.00-16.00, Handelskammer Hamburg (U Rathaus), Adolphsplatz 1, Eintritt frei