Die Show auf Kampnagel war etwas eintönig choreografiert, riss aber das Publikum mit

Hamburg. Einfach unwiderstehlich -"Simply Irresistible"- gibt Robert Palmer das Motto vor für "Rock the Ballet", die auf Kampnagel bejubelte "Weltpremiere", die im Saal für Stimmung wie bei einem Rock-Konzert sorgte. Michael Jacksons "Bad" als Zugabe riss die letzten Zuschauer aus den Sitzen. "Wow!", rief Choreografin Adrienne Canterna - sie dominierte auch tänzerisch die Bad Boys of Dance.

Neu sind einige Tänzer, neu ist die Musik-Collage aus Hits quer durch die Pop-Geschichte, zu denen alle Altersstufen mitsingen oder im Takt wippen können: von den Bee Gees über David Bowie und INXS bis zu Justin Timberlake und Kanye West. Aber das künstlerische Konzept für die Show bleibt das alte. Canterna und Rasta Thomas bieten einen perfekt gestylten und tänzerisch ausgefeilten Zweitaufguss ihrer international tourenden ersten Erfolgsshow.

Wieder geht es im ersten Teil mit einem dünnen, doch dramaturgisch erkennbaren Handlungsfaden um die Liebe. Aber diesmal mehr um den Beziehungszoff eines Paares, verkörpert von den furiosen Solisten Canterna und James Boyd. Coldplays "Every Teardrop Is A Waterfall" leitet die Entfremdung zwischen den Partnern ein, die Boyd in ein Verzweiflungssolo unterm Vollmond stürzt. Doch die entzweiten Partner finden wieder zurück auf die Gleise gemeinsamen Glücks vor der New Yorker Skyline, die Josh Hardys Video-Art in all ihrer Lichterpracht entfaltet.

Die Choreografin dreht eine Pirouetten-Tour im besten Primaballerina-Stil - nur ist sie barfüßig und trägt statt des Tutus handbreiten Glitzermini und sparsames Top. Sie führt auch Spagat in allen Variationen vor: auf dem Boden, in den Armen des Partners, bei Hebungen und immer wieder in federleichten Sprüngen. Als Tänzerin überzeugt Canterna, doch ihre Choreografien im Video-Clip-Stil und einem zwar rasant wechselnden, doch einförmigen Mix aus Modern Dance, Jazz, Hip-Hop-Figuren und Musical enttäuschen.

Die Bad Boys entpuppen sich als ganz brave Turner, die selten aus der Reihe tanzen. Sie animieren die Zuschauer mit akrobatischen Einlagen, Drehungen und halsbrecherischen Überschlägen zu Szenenapplaus. Zum Finale zeigen sie dann immerhin mit ironischem Augenzwinkern ihre Sixpacks. Genauso glatt, hübsch und sauber fällt die gesamte Show aus.

Und doch wirkt sie unwiderstehlich durch den jugendlichen Charme, die geballte Energie und ungebremste Tanzfreude, sodass der Funke zum Publikum unweigerlich überspringt.

Rock the Ballet bis 20.1., Kampnagel, außer Mo, jew. 20.00, So 19.00, Karten in den Abendblatt-Ticketshops und unter T. 30 30 98 98