Hamburg. Krise, immer wieder die Krise. Und das Krisengerede. Henning Venske aber steht weder für Geschwafel noch für Gags am Fließband, sondern für schonungslose Analyse. Frank Grischek, seit mehr als einem Jahrzehnt sein stummer Beisitzer, dient Venske bei der Rückschau auf 2012 mit seiner Leidensmiene jetzt als "das Gesicht der Krise". Beider Beziehung hat der Hamburger Autor und Kabarettist bei seinem Jahresrückblick so stringent wie noch nie inszeniert. Meistens barsch, dann spöttisch, gelegentlich auch väterlich, zieht der 73-Jährige über den Stoiker am Akkordeon her. Und natürlich über Personen aus Politik, Wirtschaft und Medien, für Venske alles andere als Persönlichkeiten.

"Geht einer wie Schäuble in der Euro-Krise noch zum Griechen?", fragt Venske, um gleich darauf dessen Statement zur Krise des EU-Landes der Lächerlichkeit preiszugeben. Wie die "Märkte" reagieren, interessiert den diesmal besonders scharfen Satire-Wolf nicht. Zeitweise herrscht nachdenkliche Stille im Publikum. Die Sprach- und Kulturkritiker Albert Camus, Karl Kraus und Gerhard Bronner zitierend, geht es ihm um Fehler im System, nicht um vermeintliche "Pannen" wie bei den Ermittlungen in der NSU-Mordserie.

Dass er die Ministerriege abwatscht, gehört bei Venske dennoch zum Programm. Allen voran Philipp Rösler mit "dem Charme eines noch nicht missbrauchten Ministranten", aber auch Peer Steinbrück und Claudia Roth, "Deutschlands aufdringlichste Grünpflanze". In Venskes obligatorischer "Lallbacken"-Rubrik belegt indes Joachim Gauck, "die Fehlpressung eines Bürgerrechtlers", Platz eins. Was zeigt, dass mit Venske nach wie vor kein Staat zu machen ist. Wohl aber eine ganz eigene Form des Kabaretts.

"Das war's! War's das?" bis 6.1. u. 8.-13.1., jew. 20 Uhr, Ludolfstr. 53, Karten: T. 55 56 55 56