Die Doku “München in Indien“ zeichnet ein schillerndes Leben nach

Eigentlich war Hannes Fritz-München (1896-1981) Bankier. Doch von Jugend an hat er immer gern gemalt, nicht so genial, um berühmt, richtig berühmt zu werden, aber so gekonnt, dass er davon leben konnte. "München in Indien", inszeniert von Walter Steffen, erzählt nun die Lebensgeschichte des deutschen Künstlers. Der Filmtitel verweist dabei schon auf das Besondere, den eigentlichen Clou dieser Dokumentation. Fritz-München hat nämlich in Indien gearbeitet, als Hofmaler der Maharadschas, die möglichst lebensechte Porträts von sich wünschten - und fürstlich bezahlten. Alles begann 1932. Auf seiner Hochzeitsreise nach Indien bot Fritz-München einem Maharadscha seine Dienste an. Der hatte zwar keinen Bedarf, verfasste aber ein Empfehlungsschreiben. Und so reiste der Deutsche bis 1937 mehrmals durch den Subkontinent, um indische Fürsten zu porträtieren. Dabei lernte er sogar Mahatma Gandhi kennen.

Steffen sprach bei seiner Recherche mit zahlreichen Menschen, Fritz-Münchens drei Söhnen zum Beispiel, die die Arbeit ihres Vaters einschätzen und seinen Charakter, seine Abenteuerlust und seinen Geschäftssinn beschreiben, weiterhin mit Kunsthistorikern und Nachfahren porträtierter Maharadschas. Eigentliche Antriebsfeder des Films ist aber Konstantin Fritz, der Enkel des Malers, der mit seiner Agentur auch die Pressearbeit dieses Films koordiniert. Mit ihm ist Steffen nach Indien gereist, um den Orten des Großvaters nachzuspüren. Als Glücksfall für die Dokumentation erweisen sich dabei die 16-mm-Filme, die Fritz-München in den 30er-Jahren aufgenommen hat, ergänzt durch Tagebucheintragungen, die Sprecher im Off vortragen. Auch das Ende wird nicht ausgespart: Verlust des Vermögens, Eintritt in die NSDAP, Kritik an den Nazis, Hilfssoldat an der Ostfront, schließlich so etwas wie eine zweite Karriere als Maler pfälzischer Winzer. Eine schillernde Biografie, die vor allem durch die Bilder aus Indien, damals und heute, besticht.

+++-- "München in Indien" D 2012, 90 Min., ab 12 J., R: W. Steffen; im Zeise, www.muenchen-in-indien.de