Doch noch ins Theater? Oder noch keine Party-Idee? Hier finden Sie die letzten Ausgehtipps für Hamburg für die längste Nacht des Jahres.

Hamburg. Es ist - abgesehen vom letzten Oktober-Sonnabend mitsamt der Umstellung auf die Winterzeit - die längste Nacht des Jahres, in jedem Fall aber die lauteste. Doch bevor so richtig die Korken und die Böller knallen oder das Blei gegossen wird, kann es zu Silvester auch für Kurzentschlossene noch ein kulturelles Aha-Erlebnis geben. Zwar sind viele Abendvorstellungen in den Hamburger Theatern längst ausverkauft, doch mancherorts geht am Nachmittag oder sogar an der Abendkasse noch was. So oder so geht die Party nach dem Theater erst richtig los, wie dieser Überblick zeigt.

In Altona sind die beiden Silvester-Aufführungen von "High Fidelity" zugleich Abschiedsvorstellungen - das seit Sommer spielende Erfolgsmusical von Amanda Green und Tom Kitt nach dem Roman Nick Hornbys läuft aus. Zweimal dreht sich an der Museumstraße noch alles um den Schallplattenladenbesitzer Rob sowie um Liebe, Freundschaft, Musik und Party.

Im Schauspielhaus spielt sich Stephan Schad am Nachmittag in "Der Kontrabass" als manischer Musiker schon mal für die Silvesternacht warm. Warm werden kann einem auch am Nachmittag auf dem Kiez. Entweder an Franz Wittenbrinks "Nacht-Tankstelle" im St. Pauli Theater, in dem singende Schauspieler wie Marion Martienzen als renitente Rentnerin oder George Meyer-Goll als gestrauchelter Philosophieprofessor ihr wunderbares, ganz eigenes tragikomisches Krippenspiel zelebrieren. Oder im Schmidts Tivoli, in dem Corny Littmanns Imbiss "Heiße Ecke" noch mal in einer Weihnachtsversion geöffnet hat, ehe das erfolgreiche St.-Pauli-Musical in sein zehntes Jahr geht.

Auch im Lustspielhaus geht noch einiges, spotten die beiden Betreiber Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen alias Alma Hoppe doch zu Silvester traditionsgemäß gleich zweimal. Und wer die Abendvorstellung ihres Kabarettprogramms "Gute Frage, nächste Frage" besucht, bekommt nach Mitternacht garantiert noch eine satirisch-humoristische Zugabe.

Nur etwas gesitteter geht es am Nachmittag gleich gegenüber in der Komödie Winterhuder Fährhaus zu. Im Boulevardstück "Die Lokomotive" bricht sich Anita Kupsch als eine Frau, die ihre Familie mit der Lebenslüge ihrer großen Jugendliebe tyrannisiert, mit berlinerisch trockener Schnodderkomik Bahn durch die Szenen. Als ihr Gatte steht mit dem Hamburger Hans Peter Korff ein weiterer bekannter Fernsehschauspieler an ihrer Seite.

Im Ernst Deutsch Theater gibt Ex-"Tatort"-Kommissar Charles Brauer zum Jahresausklang in Molières Komödie "Tartuffe" gleich zweimal am Abend das reiche und selbstgerechte Familienoberhaupt Orgon. In Gerd Heinz' auch sprachlich lebendiger Inszenierung verfällt er dem Emporkömmling Tartuffe, der mit Werner Rehm ebenfalls überzeugend besetzt ist.

Gleiches gilt für den Dorfrichter Adam mit Philipp Hochmair in Kleists ins 21. Jahrhundert transportiertem "Der zerbrochne Krug" am Thalia Theater. Für den frühen Abend gibt es am Alstertor noch Karten. Und im Thalia können die Gäste auf einer Party im Anschluss an die Spätvorstellung ebenso ins neue Jahr tanzen und feiern wie die Besucher der Fliegenden Bauten. Im Zelttheater auf St. Pauli bieten die Artisten des schwedischen Cirkus Cirkör mit "Undermän" zuvor eine mit Musik angereicherte Mischung aus Akrobatik, Jonglage und Gewichtheben.

Stichwort St. Pauli: Rund um die Reeperbahn steigen naturgemäß die meisten Silvesterpartys. Im Moondoo (Reeperbahn 136, ab 22 Uhr) gilt beim "Players Ball" der Dresscode Rotlicht. Die DJs Dazz und Detlef "Dedl" Mack werden unterstützt vom US-Kollegen Charlie Funk. Mit 35 Euro (inklusive Freigetränk) kann man(n) und frau bei dessen elektrisierender Beatbowle das alte Jahr getrost hinter sich lassen.

Im Docks (Spielbudenplatz 19) gibt's beim "Silvesterräve" Techno-Beschallung von rekordverdächtigen 16 DJs, darunter Rich vom Dorf und Umami (live). Außerdem Konfetti, Glitzer und Make-up von zwei Künstlern für die Gäste (ab 22 Uhr, 20 Euro).

Am Fischmarkt 5 lädt Chefstewardess Cosma Shiva Hagen in ihrer Sichtbar schon von 20.13 Uhr an zum "Flug 2013". Der Ambient- und House-Airbus startet mit Setsuna und MapusaMapusa ins neue Jahr, in der Economy Class bekommen die Reisenden fürs 20-Euro-Ticket auch Tacos und Dips.

Noch origineller die Idee bei der Anti-Abriss-Party im Molotow (Spielbudenplatz 5): Wer zur trotzig-solidarischen "Motorbooty"-Sause im Investoren-Anzug erscheint, erhält freien Eintritt. Aber auch 8 Euro sind für den Spaß in dem legendären Kellerklub, in dem einst Bands wie The White Stripes, Mando Diao oder Wir sind Helden ihre ersten Hamburg-Konzerte gaben, nahezu geschenkt (ab 23 Uhr).

Die Betreiber vom Waagenbau (Max-Brauer-Allee 204) feuern in ihrem elften und mutmaßlich letzten Jahr mit elf DJs noch mal ein Techno-Feuerwerk ab. Dabei helfen auch David Keno vom Label Get Physical und Gesichtsbemaler mit (ab 23 Uhr, 17 Euro).

In ihr womöglich ebenfalls letztes Jahr feiert fernab vom Kieztrubel die Crew vom Winterhuder Atisha (Barmbeker Str. 62) hinein. Bei der Silvesterparty will Resident-DJ Jonas noch mal sein feines Händchen für alte Hits und "Fresh Tracks" zeigen; Sekt, Snack und Feuerwerk sind im Eintritt von 18 Euro enthalten.

Fazit: Nur wer abergläubisch ist, sollte angesichts der neuen Jahreszahl besser gleich zu Hause bleiben.