Die große Wagner-Ausstellung in der Berliner Freien Akademie der Künste lohnt den Besuch

Berlin. Auf die Wagnerfreunde kommt ein großes Jahr zu, schließlich wird 2013 der 200. Geburtstag des Mannes gefeiert, der uns "die erste Weltumsegelung im Reiche der Kunst" schenkte, wie Friedrich Nietzsche die Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" nannte. Aus diesem Anlass rüsten sich die Opernhäuser dieser Welt für die Feier des außerordentlichen Jubiläums. So wird die Hamburgische Staatsoper im Januar mit einem konzertanten "Rienzi" starten, und im Mai geht der "Wagner-Wahn" dann richtig los - mit "Lohengrin", "Tristan", "Holländer", "Meistersinger", "Parsifal", "Tannhäuser und "Ring". Außerdem will das neue Opernloft im März einen quer geschnittenen "Tristan" herausbringen. Was immer man davon halten mag.

Von der großen Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste hält deren Präsident Klaus Staeck schon mal nichts. "Deutsche Genies", davon ist der bekennende Linke überzeugt, "sind immer gefährlich." Deshalb müsse man den Umgang mit ihnen beobachten. Speziell den Umgang mit Richard Wagner. "Und Bayreuth muss man auch beobachten!"

Aus Angst, "dass wir im großen zu erwartenden Rausch einfach mitrauschen würden", hat Staeck, der in Wagner nur den Wegbereiter Hitlers sieht, versucht, die Schau zu verhindern. Aber er ist von den Akademiemitgliedern überstimmt worden. Deshalb gibt es jetzt die Ausstellung "Wagner 2013. Künstlerpositionen". Sie belegt einerseits, dass Staeck sich umsonst gesorgt hat, und ist andererseits Beweis dafür, dass an Wagner auf Dauer auch kein Antiwagnerianer vorbeikommt. Achim Freyer, der gerade einen bemerkenswerten "Ring" in Mannheim schmiedet, findet es inzwischen "idiotisch zu versuchen, antisemitische Tendenzen oder faschistische Züge in diesem Werk zu entdecken". Sogar Hans Neuenfels, der Wagners Aufsatz "Das Judentum in der Musik" eine der scheußlichsten Schriften nennt, die je von einem Künstler verfasst wurde, räumt inzwischen ein, dass er in Wagners Opern keinen Antisemitismus finden kann. Neuenfels zeigt sich vielmehr fasziniert von "den ganz enormen Weltentwürfen" Richard Wagners. Aus dem Bayreuther "Lohengrin", den Neuenfels 2010 in Bayreuth inszeniert hat, wurden zur Ausstellung denn auch drei der berühmten Rattenkostüme beigesteuert.

Überhaupt ist viel von dem versammelt, was in den letzten Jahren in der Wagner-Szene für Aufregung gesorgt hat. Die Notizen von Ruth Berghaus zu ihrem Frankfurter "Ring", Teile des Bühnenbildes von Christoph Marthalers Bayreuther "Tristan", das Modell von Sebastian Baumgartens Bayreuther "Tannhäuser", dazu Zeichnungen und Entwürfe von Patrice Chereau, Heiner Müller oder Robert Wilson, Interviews mit Hans Jürgen Syberberg, Peter Konwitschny, Barrie Kosky oder Alexander Kluge. Insgesamt sind 50 Künstler an dieser Schau beteiligt.

Wagnerianer kennen das alles, die anderen werden schon staunend in der Klanginstallation stehen, die das Entree zur Ausstellung bildet: Im Halbdunkel laufen Szenen aus Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now", John Boormans "Excalibur" oder Lars von Triers "Melancholia", und dazu überschneidet sich die Musik aus der "Walküre", "Götterdämmerung" oder "Tristan".

"Wagner 2013. Künstlerpositionen" Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste, bis 17.2., Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten, dienstags bis sonntags jeweils von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet