Arte widmet dem auch in Hamburg bekannten Circolombia eine Doku

Hamburg. Sie tanzen und rappen ausgelassen vor Videoprojektionen mit brennenden Hütten. Kurz zuvor hat es einen der kleinsten Artisten mittels Katapultwippe per Doppel-Salto auf einen mobilen Hochsitz bis unters Zeltdach geschleudert. Gewissermaßen die Krönung einer neuartigen Zirkusshow.

Im März begeisterte die Truppe Circolombia bei der Deutschland-Premiere ihres Programms "Urban" auch das Hamburger Publikum in den Fliegenden Bauten. Die jungen Künstler aus Kolumbien sind alle ehemalige Straßenkinder und Teil eines beispielhaften Projekts. Alle sind Absolventen des Circo Para Todos (Zirkus für alle), einer Zirkusschule für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus Cali. Die 1995 von der Engländerin Felicity Simpson gegründete Stiftung bildet die Teenager und jungen Twens nicht nur vier Jahre lang zu Artisten aus, sie unterstützt sie auch beim Einstieg in die internationale Zirkusbranche.

Die Arte-Dokumentation "Urban" zeigt nicht nur Blicke hinter die Kulissen mit der harten Trainingsarbeit, sondern auch Ausschnitte ihrer gleich-namigen Show mit athletischen und tänzerischen Höchstleistungen aus Rhythmen des Latin-Hip-Hop und lateinamerikanischem Reggaeton. Darin integriert sind zirzensische Nummern: Gruppenakrobatik, spektakuläre Stunts auf der Aktionsfläche, Hochseilakrobatik, Luftakrobatik am Trapez und am Vertikaltuch. In Tanzeinlagen ist der Straßenkampf zwischen zwei Gangs immer wieder Teil der Szenerie; der Tod spielt eine Hauptrolle, aber auch für eine selbstironische Parodie auf Raubüberfälle ist genug Platz.

Bittere Ironie der Geschichte, dass Felicity Simpson und die Artisten bisher vergeblich auf 36.000 Euro Gage von den Fliegenden Bauten für den Auftritt im März warten. Unter Führung des Geschäftsführers Guido Marc Gosch meldeten in diesem Jahr gleich zwei Theaterbetriebsgesellschaften der "Bauten" Insolvenz an. Felicity Simpson ist von Hamburg tief enttäuscht: "Dadurch können wir die Lehrer für die Schule nicht mehr zahlen und haben große finanzielle Probleme." Normalerweise fließen 50 Prozent der Erlöse direkt in die Schule, um weitere Kinder von der Straße zu holen.

Circolombia: "Urban" Fr 15.25 Uhr, Arte