Das Erste zeigt den Zweiteiler “Baron Münchhausen“ als pralles Märchenabenteuer zu Weihnachten im Vorabendprogramm

Hamburg. Die Liebe und die Lüge vertragen sich gut. Manchmal braucht die Liebe die Lüge sogar, der Liebende das Konstrukt, um ans Ziel, ans begehrte Herz des Liebesobjektes zu gelangen. Und was schmeichelt einem Herzen mehr, als eine wirklich gute Geschichte. Von einem können alle unglücklich Liebenden lernen: Lügenbaron Münchhausen. Einen besonders liebenswerten gibt Jan Josef Liefers ab, er trägt den Schalk im Nacken, immer eine tolle Mär auf den Lippen und doch das Herz auf dem rechten Fleck. Eine ideale Verkörperung der abenteuerlustigen Figur, die Regisseur Andreas Linke zu einem saftigen Märchen- und Familienzweiteiler verpackt hat, den das Erste ins Vorabendprogramm der Feiertage hebt.

Der Adelige Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg gilt als Urheber der über 100 Geschichten des "Lügenbarons". Markenzeichen: ihr hoher Grad an Realitätsferne. Eine Eigenschaft, die jede gute Geschichte auch mit dem Gefühl des Verliebtseins teilt. Mal jagt der Baron einen achtbeinigen Hasen. Mal zieht er sich samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Der Wahrheitsgehalt spielt letztlich eine untergeordnete Rolle.

Bei Jan Josef Liefers ist der Baron kein strahlend heldenhafter Unterhalter froher Damenrunden, sondern ein ziemlich abgehalfterter Adeliger. Mit Witz und Fantasie unterhält er aber noch immer ganze Landgasthofstuben. Unermüdlich strapaziert er dabei seinen legendären Ritt auf der Kanonenkugel, mit dem er einst das Herz der Zarin Katharina der Großen eroberte.

Sein Leben erfährt eine Wendung, als er die kleine Frieda (gespielt von den Zwillingen Isabelle und Helen Ottmann) trifft, ein elfjähriges Zirkuskind, das beharrlich behauptet, seine Tochter zu sein. Das kauft ihr der Baron nicht ab, will sie aber dennoch zurück nach Sankt Petersburg zu ihrer Mutter geleiten, nicht wissend, dass diese bereits tot ist. Dieser Kunstgriff und manch beherzter Einsatz von Computertechnik ermöglichen Regisseur Andreas Linke, die abenteuerliche Reise so zu erzählen, dass sie für den Zuschauer zu einem lebendigen Erlebnis wird.

Mithilfe von Schnur und Speck fängt der Baron gleich einen ganzen Entenschwarm, wird allerdings von ihnen durch die Lüfte getragen und von der schlagfertigen Landadeligen Constanze von Hellberg (Jessica Schwarz) "abgeschossen". Man neckt sich, man beflirtet sich, doch von Hellberg hat sich einer Vernunftverlobung mit einem "netten" Langeweiler verschrieben.

Für einen Münchhausen ist das nur Ansporn zu neuen Taten. Am Hof angekommen, drohen weitere Gefahren, die belegen, wohin einen Besitz ergreifende Liebe führen kann. Katja Riemann gibt als Katharina eine fantastisch zickige Intrigantin ab, die den Baron um jeden Preis für sich erobern will. "Davon habe ich zehn Jahre geträumt. Ein romantischer Abend zu dritt", sagt sie angesichts der rülpsenden Frieda am Tisch.

Der zweite Teil wartet mit einigen humorvollen Wendungen und temporeichen Steigerungen auf. Und natürlich kommt es zu einem wahrhaft märchenhaften Ende. Liebende offenbaren sich einander. Von Trennung bedrohte Kinderfreunde bleiben vereint. Und die kleine Frieda hat natürlich längst das Herz des Papas ihrer Wahl erobert.

"Baron Münchhausen" Teil 1: 25.12., 17.45, Teil 2: 26.12., 17.45, ARD