Im Lustspielhaus blickt der Kabarettist im Zorn des Gerechten zurück auf 2012 - ein wortmächtiger Gegenentwurf zu den Wohlfühl-TV-Shows.

Das neue Jahr beginnt im Lustspielhaus traditionell mit Henning Venskes Blick zurück auf das vergangene. "Das war's!", konstatiert er diesmal kurz und knapp, hakt aber - seinem insistierenden Gründeln nach der Wahrheit folgend - mit einer Frage nach: "War's das?" Ein kaum überhörbares, nachbohrendes "wirklich" schwingt da im Fragezeichen mit. Denn was Politiker, Wirtschaftler oder Medien an geschönten Bilanzen und schamlos optimistischer Verklärung der desolaten Zustände im Land und in der Europäischen "Gemeinschaft" herunterbeten, weckt in einem politischen Kabarettisten von Venskes Kaliber nicht nur Misstrauen, sondern Wut. Besonders geärgert habe ihn unsere politische Entmündigung im Fall Griechenlands. "Europa wird von lauter Abkürzungen regiert", polemisiert Venske. "Man versteht kein Wort mehr. Den Parlamentariern und uns werden sie um die Ohren gehauen." Zur Abstimmung über die Finanzhilfe seien um Tagesfrist Papiere zu studieren gewesen, die nicht einmal Fachleute leicht verstünden. "Dann heben die Parlamentarier die Hand und wissen nicht, worüber sie entscheiden." Eigentlich sei die Regierung ein Ausschuss des Parlaments. "Das lässt sich jedoch von den Regierenden vorführen." Überhaupt, wie über Griechenland gesprochen werde, sei "unter aller Sau".

Mitleid sei eine starke Antriebskraft des Kabarettisten, betont Venske. "Die andere ist ein Grundgefühl des Ekels." Er denke, Griechenland sei zum Versuchsfeld des Kapitalismus geworden, um zu testen, was man einer Bevölkerung zumuten könne, bis sich die Menschen wehrten. Nur ein Thema unter vielen, das ihn bewege. Es gebe noch weitere, wie den Ausverkauf der Zeitungen auf dem Rücken der Journalisten oder das Fernsehen. "Es macht nicht blöde, sondern Blöde machen das Fernsehen." Und dann die Krise in all ihren Spielarten ...

Ein weites Feld beackert der Satiriker da im "Dialog" und gedankenscharfen Diskurs mit dem Publikum und seinem stummen Partner Frank Grischek. Der Akkordeonist mit der ausdrucksstarken Mimik und der Klangpower auf seinen Instrumenten eignet sich für ihn als Sündenbock und Zielscheibe des Spotts und Hohns. Mal ist er ein Rentner oder ukrainischer Flüchtling, mal dient er als Zivi oder griechischer, des Deutschen nicht mächtiger Musiker

Seit Januar 2002 funktioniert die künstlerische Union zwischen Henning Venske und Frank Grischek. Sie gehen miteinander durch Dick und Dünn, teilen solidarisch Freud und Leid, Höhen und Tiefen der Jahre. Und sind längst ein leuchtendes Vorbild für die zerstrittene, selbstgerecht auf Eigennutz bedachte "Brüderschaft" der europäischen Staaten.

Henning Venske: "Das war's! War's das?" Premiere 2.1., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Vorstellungen bis 6.1. u. 8.-13.1., jeweils 20.00, Karten zu 19,- bis 26,- unter T. 55 56 55 50