Ein kleines abgeschiedenes Dorf im Schweizer Engadin ist nicht jedermanns Sache. Die hohen Berge, aufziehender Sturm, kalte Felswände, verschlossene Bewohner und ein einsames, nur halb fertig renoviertes Hotel wirken bedrohlich, wenn man als Fremde dort hinkommt, um seinem früheren Leben zu entfliehen. So ergeht es Sonia, der dünnhäutigen Heldin, die gerade einer Horror-Ehe entkommen ist und als Physiotherapeutin in einem Wellness-Hotel ein neues Leben beginnen will.

Der Roman "Der Teufel von Mailand" bildet den Auftakt einer ZDF-Reihe von Verfilmungen des Schweizer Autors Martin Suter. Als Heimatroman hat Suter seine Geschichte bezeichnet, die irgendwo zwischen modernem Jetset, Thriller und Sage changiert.

Jetset, weil Sonia (Regula Grauwiller) mit einem steinreichen Banker verheiratet war, der sie verprügelt hatte. Thriller, weil in dem Hotel irgendetwas herumspukt. Auch die Einheimischen begegnen Sonia feindselig, sobald sie erfahren, dass sie im Hotel arbeitet. Und Sage, weil Sonia beunruhigende Vorgänge entdeckt, die an alte Überlieferungen gemahnen.

Der Film setzt gegen das geisterhaft Nebulöse kräftige Bildakzente und ein klar spielendes Schauspielteam. Man fragt sich: Woher hat die schöne Hotelbesitzerin (Ina Weisse) das Geld für den Umbau? Ist sie für oder gegen Sonia? Warum sterben Tiere? Suter spielt mit dem alten, faustischen Stoff vom Teufel, dem man seine Seele verkauft.

Großartige Naturbilder hat Kameramann Pascal Rémond eingefangen. Sie wirken bedrohlich, monolithisch, wie in Ewigkeit gemeißelt. Überall ist es kühl, abweisend. Wärme erfährt Sonia allenfalls von ihren Hotelkollegen Bob (Max Simonischek) und Manuel (Aaron Hitz). Mit Bob, der so schön Klavier spielen kann, erlebt Sonia eine Liebesgeschichte. Manuel bleibt so was wie ein bester Freund und ist dabei sehr bodenständig: "Ich glaube nicht an das Böse" sagt er. Und Sonia ergänzt "Ich schon, ich bin ihm schon begegnet."

So bleibt vieles in der Schwebe, unausgesprochen, unheimlich. Aber auch zu abgedreht, um wirklich zu packen. Ganz nach Schweizer Art wirkt die Bedrohung sehr gemächlich.

"Der Teufel von Mailand" Sa 21.45 Uhr, ZDF