Dani Brown überzeugt mit ihrem gewagten und gewitzten Debütsolo “How Do You Imagine the Devil?“ auf Kampnagel

Hamburg. Ein Soundbeben erschüttert die Kampnagel-Halle. Mauerwerk rieselt von der Decke, das Licht erlischt im Getöse. Es ist kurz vor Mitternacht, grässlich heulend und grimassierend verkündet das "Satansweib" Dani Brown "das Ende der Zeit". Ein ironischer Knalleffekt für das erste, so vielschichtige wie gewagte und gewitzte Solo der amerikanischen Tänzerin und Performerin.

"How Do You Imagine the Devil?", fragt Brown sich und das Publikum und zappt sich wenig zimperlich durch verschiedene Bilder des Bösen. Als verführerische Mistress of Ceremony der eigenen Show, geht sie das Publikum direkt an, fischt sich eine Frau zum Zungenkuss heraus und parodiert den sündigen Weibsteufel. Sie entledigt sich nicht nur der High Heels, sondern auch der Kleider, stellt den "teuflischen Körper" in seiner Schönheit und Verletzlichkeit als eine Projektionsfläche für die Lüste aus.

Unsicheres Geflüster unter den Zuschauern quittiert Browns Angebot, sie für einen Lap-Dance unter vier Augen zu kaufen. Kostenpunkt 50 Euro. Ob sie es tatsächlich getan hätte, bleibt also unklar. Auch was Lüge und Wahrheit an ihren Aussagen ist, über die das animierte Publikum abstimmt, lässt sich nicht wirklich deuten. Hat sie nun wirklich in einem Massagesalon gearbeitet, im Gefängnis geputzt oder Couturier Karl Lagerfeld die Sonnenbrille geklaut? Letzteres stimmt übrigens.

Zwischen persönlichen, gespielten und getanzten Sequenzen irrlichtert die lässige, auch in heiklen Momenten cool selbstbewusste Performerin hin und her. Neben ihrer physischen Präsenz und Ausdruckskraft verblüfft sie mit ihren Vokalkünsten: Sie persifliert den derb-komischen Südstaaten-Dialekt aller Prediger wider das Böse, parliert und quietscht schnell vor- oder rückwärts gespulte Satzfetzen und brummt, grunzt und knurrt ganz furchterregend. Stimmtrainer Alessio Castellacci und Choreografin Melina Seldes haben als Coachs gute Arbeit geleistet, wie auch der Sounddesigner Gael Cleinow.

Dani Brown vermittelt im Balanceakt ihres Debütsolos das Gefühl: Dieser eigenwilligen Frau und Künstlerin ist noch einiges zuzutrauen. Sie versteht es, ihr Publikum amüsant, lasziv und spöttisch um den Finger zu wickeln. Und außerdem: Furchtlose Frauen mit Köpfchen und Sex-Appeal sollen immer gefährlich sein ...

"How Do You Imagine the Devil?" 22.12., 20.00, Kampnagel, in englischer Sprache; Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de