Die Show “Tango Pasión“ bringt das Lebensgefühl Argentiniens nach Hamburg

"Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann", sagte einst der Tangokomponist Enrique Santos Discépolo. Tango ist tief in der Volksseele Argentiniens verwurzelt und verbindet Gefühle, Leidenschaft, Sinnlichkeit - aber eben auch soziale Anklage. Lange Zeit ordnete man den Tango irgendwo zwischen Schamanentanz und Rumba in einer Umgebung aus Zuckerrohrplantagen und okkulten Riten ein. Dabei entstand die Musik Ende des 19. Jahrhunderts im Einwanderermilieu der Hafenstadt Buenos Aires und verband einheimische, spanische, italienische und kubanische Elemente. All die mit großen Hoffnungen gestrandeten, vom Schicksal gebeutelten Glückssucher aus aller Welt verarbeiteten im Tango-Lied ihre Erlebnisse.

Tango war immer auch in Melancholie verwandelte Erotik. In Europa sorgte der Engtanz zunächst für einen Skandal. Seine Hochphase erlebte der Tango de salón zwischen 1930 und 1955, seit den 1990er-Jahren weckten zahlreiche weltweit tourende Tango-Shows die Lust aufs innige Geschiebe zu Akkordeonklängen übers Parkett. Auch in Hamburg stapelten sich in den vergangenen Jahren die Bühnenspektakel. Sie heißen "Tanguera", "Tango Seducción" oder gleich "Ultimo Tango". Nun kehrt mit "Tango Pasión" ein runderneuerter Klassiker zurück nach Hamburg und gastiert vom 25. bis 31. Dezember auf Kampnagel. Die mit einem Latino Grammy Award gekrönte Show gilt nach 20 Jahren Welttourneen mit 3000 Vorstellungen und mehr als fünf Millionen Zuschauern als erfolgreichste aller Tango-Produktion.

1982 war es, nach einem Triumph am Broadway, dass Hector Orezzoli und Claudio Segovia sich mit den Produzenten Mel Howard und José Libertella zusammentaten und sich entschieden, ein neues Tango-Spektakel zu entwickeln. Der argentinische Choreograf Hector Zaraspe entwickelte die Tanzfolgen. Er emigrierte 1964 in die USA, eine Begegnung mit Rudolf Nurejew führt zur gemeinsamen Zusammenarbeit beim Film "Ich bin ein Tänzer". Weitere Arbeiten für "Spartacus" und jahrzehntelange Lehrtätigkeiten an der renommierten Juillard School folgten.

"Tango Pasión" stellt in zwei langen Akten eine Folge von Szenen und unterschiedlichen Musiken in den Vordergrund. Von der "Milonga Sentimental" über "Don Juan" bis zur "Muerta del ángel". Die Milonga, jener traditionelle Tanzabend, bei dem man sich in Buenos Aires zwecks gemeinsamen Geschiebes übers Parkett in großen Hallen verabredet, gilt als das Herzstück des Tango. Eines der bedeutendsten Tangoorchester der Welt, das Sexteto Mayor, steht flankiert von Sängerin Vanina Sol Tagini unter der Leitung des musikalischen Direktors und ersten Bandeonisten Gabriel Merlino direkt auf der Bühne. Davor bewegen sich die wie stets prachtvoll im Stil der 1930er-Jahre gewandeten sechs Tänzerinnen und Tänzer und offenbaren in ihren niedlichen Knickschwüngen unerfüllte Sehnsüchte. Und die gelten überall. Und immer.

"Tango Pasión" 25. bis 31.12., jew. 20.00, 25.12., 26.12., 31.12. auch 15.00, Karten 31,90 bis 51,90 unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de