Atari Teenage Riot lässt es im Klubsen krachen

Die beste Musik der vergangenen Jahrzehnte war wild und gefährlich, ließ Eltern vor Wut heulen, mobilisierte die Staatsmacht und fräste sich gnadenlos in die Gehörgänge. Bei den MC5 war das so, bei den Sex Pistols natürlich auch und, gut eine Dekade später, bei Atari Teenage Riot, kurz ATR. Mit ihrer rasenden Mischung aus Hardcore-Techno, Punk und Noise ging die in Berlin gegründete Band immer an die Schmerzgrenze, war das Bekenntnis zum Aufruhr stets Programm. Unvergessen etwa ihr Auftritt bei der Berliner Mai-Demo 1999, als ATR trotz um sie herum ausbrechender Ausschreitungen auf einem Lastwagen einfach weiterspielte, bis das Konzert durch einen Polizeieinsatz beendet wurde. Zu sehen auf der brillanten Doppel-DVD "Video Works 1992-2008".

Dass die Band völlig unabhängig arbeitet und ihre Musik über die eigene Website vertreibt, passt ins Bild. Ebenso, dass sich Gründer Alec Empire zwar für ein von staatlicher Kontrolle freies Internet einsetzt, Musikdieben und ihren politischen Unterstützern aber deutlich den Kampf ansagt. Wie sollte er auch nicht, wo ATR doch wie das Gros aller Bands von der Musik leben will. Oder zumindest möchte, dass sie ihnen die Übungsraummiete zahlt.

Im Übrigen ein kleines Wunder, dass Atari Teenage Riot immer noch bzw. wieder aktiv ist, gab es doch nach dem Tod von Mitglied Carl Crack 2001 eine zehn Jahre währende Bandpause und bis 2011 kein neues Studioalbum. Inzwischen allerdings stehen die Zeichen wieder auf Sturm, wie die Live-CD "Riot in Japan" unüberhörbar belegt. Beim Auftritt im Klubsen dürfte es also entsprechend krawallig zugehen. So wie es eben sein muss bei einer Band, die Eltern und andere Ordnungshüter mit schöner Regelmäßigkeit echten Toleranz-Tests unterzieht.

Atari Teenage Riot Do 20.12., 21.00, Klubsen (S Hammerbrook), Wandalenweg 7, Karten zu 20,- im Vvk.; www.atari-teenage-riot.com