Konzert in der Laeiszhalle

Sol Gabetta und Hélène Grimaud auch als Duo fulminant

Verena Fischer-Zernin

Die Cellistin Sol Gabetta und die Pianistin Hélène Grimaud machen Kammermusik in der Laeiszhalle und harmonieren dabei als Duo.

Hamburg. Es ist schon sonderbar: Da strömt das Publikum in Scharen in die Laeiszhalle und begrüßt die Cellistin Sol Gabetta und die Pianistin Hélène Grimaud mit jubelndem Applaus – aber die einfachsten Regeln der Höflichkeit, in diesem Fall des Zuhörens, halten die Leute nicht ein. Es war mehr als ärgerlich, dass an diesem Abend in der hochpreisigen Meisterpianisten-Reihe des hochpreisigen Veranstalters Pro Arte der Geräuschpegel aus Husten, Röcheln, halblautem Reden und Handytönen kaum je unter Mezzoforte sank. Grimaud wartete denn auch quälend lang, die Finger auf den Tasten, bis sie fast unhörbar den ersten Akkord drückte.

Die beiden Damen wären allerdings nicht die unkaputtbaren Künstlerinnen, als die jede von ihnen seit Jahren Weltruhm genießt, wenn sie sich davon am Musizieren hätten hindern lassen. Komplizenhaft lächelnd gingen sie auf eine durchwegs beglückende Klangreise von der deutschen Romantik bis in die klassische Moderne. Wie aus einem Guss spielten sie, von den ersten zarten Takten aus Schumanns Fantasiestücken op. 73 an. So manches Duo kapert diese Miniaturen für ein klangliches Schaulaufen. Gabetta und Grimaud indes leuchteten diskret in die Winkel dieser intimen Musik; sie ließen sie atmen und die Stimmungen wechseln. Sie spielten eine ungemein farbige, leidenschaftliche e-Moll-Sonate von Brahms, spürten den geistreichen Erzählungen in Debussys Cellosonate nach und entfalteten romantischen Melos in der Cellosonate von Dmitri Schostakowitsch, die zwar 1934 entstanden ist, aber in Form und Tonsprache hörbar den Traditionen verpflichtet ist. Großer Jubel, drei Zugaben.