Qualität der touristischen Vermarktung von Kulturangeboten: Nach dem Abendblatt-Streitgespräch melden sich weitere Kulturschaffende zu Wort

Hamburg. "Auch Musical-Besucher gehen in Museen, und auch Freunde der freien Theaterszene sind schon beim Hafengeburtstag gesehen worden." Mit dieser Bemerkung kommentierte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) am Dienstag den Konflikt zwischen einigen Kulturschaffenden der Stadt und den städtischen Kulturvermarktern über die Frage, ob die Musicals und der Hafen bei der touristischen Außendarstellung Hamburgs andere Kultursparten verdrängen.

Staatsopern-Geschäftsführer Detlef Meierjohann findet, dass die Unterstützung bei der touristischen Vermarktung von Theater, Konzert, Oper und Ballett noch weiter ausgebaut werden kann. Nächste Chance dafür sei das Projekt zum 200. Geburtstag Wagners, bei dem die Staatsoper im Frühjahr 2013 alle zehn Wagner-Opern, die sie im Repertoire hat, zusammenhängend zeigt. Auch dazu seien Gespräche geführt worden, die aber noch keine Ergebnisse gebracht hätten.

Andreas Hoffmann (Bucerius Kunst Forum) meint: "Die heftige Kritik an der städtischen Kulturvermarktung trifft Hamburg Marketing (HMG) zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Kunstmeile bemerkt bei der HMG seit einiger Zeit ein Bewusstsein dafür, dass sich eine kulturell vielfältige Metropole wie Hamburg langfristig nur über ein Bild seiner Kulturlandschaft angemessen vermarkten lässt, das dieses Gesamtspektrum abbildet und sich nicht in den Themen Musical- und Musikstadt erschöpft. Wir erleben die Projekte mit der HMG als erste und wichtige Schritte in die richtige Richtung. Für die Kunstmeileninstitutionen gilt es, die gute Zusammenarbeit auszubauen. Dabei gibt es noch viel Luft nach oben."

Für Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow bietet Hamburg "Kunst und Kultur vom Feinsten, aber man wird überregional kaum als größte Kulturmetropole im Norden Europas wahrgenommen. Antony Gormleys ,Horizon Field Hamburg', eine Hommage an Hamburg, wäre in Berlin als Christo-Projekt verpackt worden. Das Haus der Photographie ist ein Publikumsmagnet, die Sammlung Falckenberg ein Kunstkraftwerk für Spezialisten weltweit. Dieses Full House wird nicht ausgespielt. Hamburg hängt der internationalen Entwicklung bei der Kulturvermarktung hinterher. Hier wird viel Potenzial verschwendet."