Die britische Band begeisterte 12.500 Fans in der O2 World

Hamburg. "Mönsch, lange nicht gesehn! Gehst du auch zu Muse?" Die Frage ist wohl eher rhetorischer Natur. Wenn aus dem randvollen 22er-Bus an der Haltestelle Hellgrundweg (Arenen)knapp 100 Leute schwappen, kann man ziemlich sicher sein, dass sie nicht die lokalen Sehenswürdigkeiten in Augenschein nehmen wollen. Genauso wenig wie knapp 12.500 weitere, die am Sonnabend zur ausverkauften Mehrzweckhalle an den Stadtrand pilgern, um den britischen Meistern des Bombastrock zuzujubeln.

Und wenn man eh schon mal da ist, vom Trio aus Devon aber noch nichts zu hören oder zu sehen ist, kann man sich ganz hervorragend die Zeit mit einigen um die Ränge schwappenden La Olas vertreiben. Oder anders gesagt: Die Stimmung ist gut, sehr gut sogar.

Das ändert sich auch nicht großartig als passiert, was allen eigentlich von vornherein klar gewesen sein müsste: Der Fokus des knapp zweistündigen Konzerts liegt auf dem neuen Album, auf "The 2nd Law". An Stücke wie den dubstepigen Auftakt "The 2nd Law: Unsustainable" müssen sich die Fans noch ein wenig gewöhnen, auch der Jubel für "Supremacy" (ein übrigens ziemlich feines Stück großkalibriger Ohrenwäsche), "Liquid State" oder "Animals" ist nicht ganz so ausgelassen wie bei "Supermassive Black Hole", "Uprising" oder dem unkaputtbaren Überbrecher "Knights Of Cydonia".

Ob alt, ob neu, Matthew Bellamy, Christopher Wolstenholme und Dominic Howard hauen alle Songs mit dem ihnen eigenen Perfektionismus raus. Diese Detailversessenheit ist es auch, die dem ganzen audiovisuellen Spektakel einen beizeiten etwas sterilen Charme verleiht. Die halbrunde, nach hinten offene Bühne, die mit Bildschirmen gepflasterte, absenkbare Pyramide über den Köpfen der Musiker, die Laser-Show der Marke "intergalaktisches Gefecht" zu "Madness" und die minutiöse Spielweise des Trios lassen das Gefühl aufkommen, es hier weniger mit Menschen als mit einer Sorte Aliens zu tun zu haben, die ihre Gefühle straff im Zaum halten und sie nur dort herauslassen, wo es angebracht scheint.

Wahrscheinlich handelt es sich bei Muse in Wirklichkeit um entfernte Verwandte von Mister Spock, dem spitzohrigen Ersten Offizier des Raumschiffs Enterprise. Falls dem so sein sollte: "Beam me up, Scotty."