Die Philharmoniker mit Französischem und Spanischem

Hamburg. Ein Stück eines Franzosen, das wie von einem Spanier komponiert klingt, ein Gitarrenkonzert, aber für Harfe bearbeitet, und eine spätromantische Sinfonie, in der es gegen alle Regeln mächtig orgelt. Für das letzte Abo-Konzertprogramm des Jahres 2012 setzten die Philharmoniker voll auf Verfremdungseffekte.

Die Bescherung am dritten Advent hatte dann auch durchaus ihre schönen, liebreizenden Momente. In den meisten spielte der Harfenist Xavier de Maistre mit mühelos wirkender Leichtigkeit die Hauptrolle. Er verwandelte die Bearbeitung von Rodrigos berühmtem "Concierto de Aranjuez" in die luftig flirrende Empfehlung, neben dem Original auch endlich mal wieder die Miles Davis/Gil Evans-Variante zu hören, weil in dieser Klischee-Vertonung ungemein viele Klangfarbenschattierungen stecken, sobald das Fingerspitzengefühl stimmt. Hier stimmte es.

Den Zugaben-Applaus vor der Pause erspielte sich der Franzose effektvoll brillierend mit Godefroids "Carnaval de Venise"-Variationen. Die reine Show war das, bis die vielen Saiten glühten, aber: nett.

Zum Warmwerden mit dem Musikvokabular dieser Region hatte Gastdirigent Ion Marin das Laeiszhallen-Konzert mit Ravels "Alborada del gracioso" begonnen, eher eine Petitesse in Ravels Schaffen, weil sie doch sehr an der Postkarten-Oberfläche bleibt. Die Kastagnetten knattern, die Akkorde rattern, es soll einem in gerade mal sieben Minuten ganz ungemein spanisch werden ums Gemüt.

Da allerdings war Marins leicht stoische Solidität davor; er dirigierte den Ravel genauso effektiv vor sich her wie die abschließende Orgelsinfonie von Saint-Saëns. Und obwohl es immer wieder schön ist, die gute alte Laeiszhallen-Orgel - in diesem Fall souverän bedient durch Iveta Apkalna - in Aktion zu erleben und nicht nur als Bühnenwand-Dekoration: Ein wenig weniger Pauschalreise durch die Partitur hätte dem Stück seine Längen (und die Wartezeit auf das bekannte, beliebte Thema des Finalsatzes) verkürzt. So blieb es beim erwartbaren, achtbaren Erfolg ohne dramatische Ausreißer nach oben.

Das Konzert wird heute, 20 Uhr, in der Laeiszhalle wiederholt.