Der Cirque de Soleil ehrt den King of Pop mit einer pompösen Show - doch aus der Ferne sind die Kunststücke kaum zu erkennen.

Hamburg. "Der Unsterbliche" ist omnipräsent. Auf einer 500 Quadratmeter großen Leinwand, fast so riesig wie ein Basketballfeld, erscheint Michael Jackson in allen Phasen seines Lebens. Als wuschelköpfiges Kind singt er "I'll Be There" mit den Jackson Five, in "Thriller" verwandelt er sich in einen Werwolf, in weiteren schnellen Schnittfolgen sieht man ihn tanzen, singen, posieren. Ein elfköpfiges Ensemble, angeführt von Keyboarder Greg Phillinganes und Schlagzeuger John Moffett, spielt Jacksons Hits live, nur der Gesang des 2009 gestorbenen King of Pop kommt aus der Konserve.

"The Immortal", vom kanadischen Cirque de Soleil in Szene gesetzt, will den Superstar mit einer pompösen Show ehren, die ihm selbst gefallen hätte. Doch die Verbindung von Konzert und Zirkus funktioniert nicht so grandios, wie die Macher es geplant haben.

Es werden aufwendige Bühnenbilder aufgefahren, zu jeder Sekunde wirbeln Tänzer über Hauptbühne, Laufsteg und eine kleinere Bühne mitten in der O2-World-Arena. Artisten schwingen durch die Lüfte oder balancieren an einer wackeligen Stange, doch viele dieser Darbietungen sind nichts weiter als Staffage. Das Publikum in der fast ausverkauften Halle weiß ebenfalls nicht recht, wie es mit dieser Multimedia-Inszenierung umgehen soll. Aufstehen und zu den wuchtigen Beats der starken Liveband tanzen? Oder sich doch auf die Akrobatik fokussieren?

Als Nachteil erweist sich bei dieser Show die Größe der Halle. Besonders im Oberrang und auf den bühnenfernen Plätzen sind Details dieser zirzensischen Kunststücke durch die große Entfernung nicht auszumachen. Lediglich bei einer Schlangenfrau, die sich zu "Is It Scary?" aus einem überdimensionalen Buch windet, übertragen Kameras diese extremen Verbiegungen und Verdrehungen auf die große Leinwand. Wirklich atemberaubend und ein artistischer Höhepunkt ist die Performance der australischen Stangentanz-Weltmeisterin Felix Cane. Ihre Nummer sah wirklich "Dangerous" aus.

Michael Jackson hatte einen Hang zum Kitsch, und der findet sich in der "Immortal"-Show auch im Überfluss wieder: Bei "Childhood", bei "Earth Song", der schon bei seiner Veröffentlichung polarisierte, und auch bei "Will You Be There", bei dem die Tänzer rot leuchtende Herzen in den Händen tragen, soll der Weltverbesserer und Menschenfreund Jackson gezeigt werden.

Dagegen lässt die Show die Tragik und die Skandale seines letzten Lebensjahrzehnts aus. Aber die passen auch nicht in eine Glamourshow.