Sie wissen noch nicht, was Sie zu Weihnachten schenken sollen? Macht nichts, die Kulturredaktion des Abendblatts hat noch jede Menge Tipps. Bücher, DVDs, CDs, Eintrittskarten oder eine ganz besondere Überraschung – auf dieser Seite finden Sie Anregungen für alle Vorlieben und jedes Budget

Buch: Oh, ein Krebsbuch. Muss das sein? Es muss. Weil John Greens Roman "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" (Hanser) eben genau das nicht ist: ein Krebsbuch. Oder: ein Jugendbuch. Es ist eine so wunderschöne, berührende, komische, sprachwitzige, skurrile, tieftraurige und dabei tröstliche Liebesgeschichte, dass sie jeder, der sie gelesen hat, für sehr lange Zeit im Herzen bewahren wird.

Karten: Sich auf Unbekanntes einlassen bei den Lessingtagen am Thalia (25.1.-9.2.). Und staunen über nicht weniger als "Alles in der Welt".

Wundertüte: Ein echtes Geschenk an sich selbst ist der Gang in eine wirkliche Buchhandlung wie Felix Jud am Neuen Wall oder Samtleben im Literaturhaus. Wer Bücher liebt, hat keinen Grund, sie banal online zu ordern. Der schenkt sich lieber Unverwechselbarkeit und kluge Inspiration.

Maike Schiller

Buch: James Sallis war ein weniger bekannter Autor, bis die furiose Verfilmung seines Kriminalromans "Driver" unter dem Titel "Drive" in die Kinos kam. Auf Wunsch Hollywoods schrieb Sallis eine Fortsetzung: "Driver 2" (Liebeskind). Ein Roman auf der Überholspur: temporeich, scharf geschnitten, atemlos. Am besten als "Driver"-Doppelpack zu inhalieren.

CD: Wer perfekte Arrangements schätzt, ist bei Donald Fagen bestens aufgehoben. "Sunken Condos" (Warner), Fagens viertes Studioalbum in 20 Jahren, ist wieder ein kleines Meisterwerk: Pop, Jazz, Funk, Reggae in maßgeschneiderten Produktionen.

DVD: Ende der 70er-Jahre in Rom: Krieg der Mafiabanden, ein Kleinganove will nach oben. Die italienische TV-Serie "Romanzo Criminale" (4 DVD, Edel) ist das packende Soziogramm einer amoralischen Welt.

Volker Albers

Buch: Leben wir in der Demokratie oder in Zeiten selbstherrlicher Fürsten und Marketingfüchse wie Berlusconi längst in der Postdemokratie? Lesenswerte Gedanken zum Thema enthält der Suhrkamp-Band "Demokratie?" mit Beiträgen von Alain Badiou, Jean-Luc Nancy oder Slavoj {Zcaron}i{zcaron}ek.

DVD: Der Fahrstuhl zum Kinoglück: Fünf Filme in der Louis-Malle-Edition von der liebenswerten Göre "Zazie" bis zum Skandalstreifen "Die Liebenden" oder der Großstadtballade "Das Irrlicht." Meisterwerke aus dem Arthaus-Himmel.

Karten: Mit Theater, das bewegt, ins neue Jahr starten bei den Lessingtagen 2013 im Thalia Theater. Tolle Eigenkreationen und Gastspiele im Geiste der lessingschen Aufklärung sind im Angebot. Etwa Stefan Bachmanns monumentale Version von "Genesis. Die Bibel, Teil 1" aus Zürich.

Annette Stiekele

Buch: Ein Autor wird im Laufe seiner Karriere in der Regel immer selbstbewusster - wenn er denn mit seinem Schreiben Erfolg hat. Der ältere Autor streitet auch heißblütiger mit dem Verleger als der jüngere. Wunderbar zu lesen ist das im Briefwechsel zwischen Peter Handke und Siegfried Unseld (Suhrkamp) .

CD: Mumford & Sons sind live richtig gut: Da macht den Folk-Gesellen aus Britannien keiner etwas vor. Die Deluxe-Version ihres neuen Albums mit der Konzert-DVD ist deswegen eine gute Anschaffung, sie heißt "Babel. Gentlemen of the Road Edition" (Island).

DVD: "Homeland"? "Borgen"? "Girls"? I wo: Wir gucken erst mal weiter "Mad Men". Die fünfte Staffel (Universal) kommt jetzt raus, und der Weltmann Don Draper hat Spaß mit seiner jungen Französin.

Thomas Andre

Buch: Eine Galopprennbahn in der Provinz von West-Virginia, Sammelplatz für Loser, Zocker, Klein-Mafiosi und Pferde, die ihre beste Zeit hinter sich haben. Doch ein junges Pärchen träumt vom großen Reibach. Jaimy Gordon beschreibt diese heruntergekommene Welt in ihrem Roman "Die Außenseiter" (Aufbau) so plastisch, dass beim Lesen im Kopf ein Film mitläuft.

DVD: Fünf Minuten Zeit gibt der "Driver" seinen Auftraggebern, um ihren kriminellen Geschäften nachzugehen. Dann startet er den Fluchtwagen. Nicolas Winding Refns Rennfahrer-Thriller "Drive" mit Ryan Gosling in der Hauptrolle war der coolste Film 2012.

Karten: Jamie Lidell gilt als brillanter Grenzgänger zwischen elektronischer Musik, Soul und Pop abseits der üblichen Genre-Schubladen. Am 15. März kommt der britische Klangkünstler ins Gruenspan. Jetzt Tickets sichern!

Heinrich Oehmsen

CD: Warum nicht echte Hamburger Originale verschenken? Die Plattenfirmen Grand Hotel van Cleef und Tapete Records feierten dieses Jahr jeweils zehnten Geburtstag. Und beide haben zum Jubiläum Sampler mit ihren Künstlern veröffentlicht. Thees Uhlmann und Kettcar träfen so unterm Baum auf Niels Frevert und Bernd Begemann. Jauchzet, frohlocket!

Buch: Es muss nicht immer Gans sein. Wie wär's mal mit Eichhörnchen? Das Kompendium "Soulfood - Food & Music, Fat & Yummy" (Trikont) fasst kenntnisreich Rezepte aus dem Süden der USA zusammen, samt der Einflüsse aus der afrikanischen und kreolischen Küche. Eine CD zum Thema verleiht beim Kochen extra Schwung.

Wundertüte: Kunst ist das neue Gold. Fangen Sie günstig(er) an und bescheren Sie die Lieben mit Werken aus dem Art-Store St. Pauli, Wohlwillstr. 10!

Birgit Reuther

Buch: Wer so fürchterlich gut schreibt wie Richard Ford in seinem Roman "Kanada" (Hanser), der bleibt. Wie es südlich der Grenze so ist, erklärt John Jeremiah Sullivan im Essay-Band "Pulphead. Vom Ende Amerikas" (Suhrkamp).

CD: Für den Opernfan, der alles zu kennen glaubt: Vincis "Artaserse" (Concerto Köln, Philippe Jaroussky, Max Emanuel Cencic u.a., Virgin Classics). Fünf Countertenöre, einer toller als der andere. Barock as barock can.

DVD: Wagners "Ring des Nibelungen" (DG, 8 DVDs) zum Jubiläums-Vorglühen. Robert Lepage inszenierte den Zyklus an der New Yorker Met. Ein sensationelles Bühnenbild, Bryn Terfel ist dabei. Das reicht fürs Muss. Und als Kontrast die TV-Serie "Treme" (HBO), um sich für alle Zeiten in die Menschen, die Musik und das Essen in New Orleans zu verlieben.

Joachim Mischke

Buch: Man muss diesen Roman immer wieder beiseite legen, sonst hält man den Schmerz, der durch die Zeilen spricht, nicht aus. Der niederländische Schriftsteller A.F. Th. van der Heijden hat mit "Tonio" (Suhrkamp) einen so klugen wie berührenden Erinnerungsroman geschrieben, ein Requiem für seinen Sohn, der im Alter von 21 Jahren tödlich verunglückte.

DVD: "Homeland" ist Politthriller, Familienserie und Bestandsaufnahme von Amerika in einem, mit sechs Emmys ausgezeichnet und idealbesetzt mit Clare Danes als CIA-Agentin. So spannend kann Fernsehen sein. Findet auch "Homeland"-Fan Barack Obama.

Karten: Kinogutschein besorgen für "Zero Dark Thirty" von Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow über die Jagd auf Osama Bin Laden, der schon vor Deutschlandstart im Januar Gesprächsthema ist.

Karolin Jacquemain

Buch: Lust am Tanz und Lust zu tanzen macht Dorion Weickmanns fundierte, leicht und unterhaltsam lesbare kulturgeschichtliche Betrachtung der Bewegungskünste von den Anfängen bis heute. "Tanz Die Muttersprache der Menschen" (Herbig Verlag) dient natürlich auch dem Bedürfnis, die Tanzkünste zu verstehen.

DVD: Im Riesenaquarium choreografierte Sasha Waltz Henry Purcells "Dido und Äneas" . Die "Choreografic Opera" (Arthaus) ist gleichermaßen ein Hochgenuss für Opern- wie für Tanzfreunde.

Wundertüte: Schon mal Heftpflaster aus Schokolade für süße Doktorspielchen verschenkt? 1a-Naschkultur! Erste Hilfe unterm Braunen Kreuz gibt es für 5,10 bei Rob & Stephen und viele andere Köstlichkeiten bei "Sweet Dreams" im Lehmweg 41; www.sweet-dreams-confiserie.de

Klaus Witzeling

Buch: Als Mr. "Goldfinger" im James-Bond-Film und als Kindermörder in "Es geschah am helllichten Tag" ist er unvergessen. Welche beruflichen und privaten Facetten Weltstar Gert Fröbe hatte, schildert Beate Strobel in ihrer Biografie "Vom Stehgeiger zum Goldfinger" (Braumüller Lesethek). Stark.

DVD: Aus dem Schurkenroman "Fantomas" entstand Mitte der 60er-Jahre eine rasante Krimikomödie, die zwei Nachfolgefilme fand. Die Trilogie mit Jean Marais und Louis de Funès als Kommissar ist als Limited Edition erhältlich. Verblüffend, wie der Citroën DS darin zum Flugzeug wird.

Wundertüte: Ohne Plan, ohne Rolle, ohne Text auf die Bühne, beim Improvisationstheater funktioniert's - meistens. Wie und warum, können Kommunikationsfreudige bei Workshops von Gruppen wie Steife Brise selbst herausfinden. Gibt's sogar für Paare.

Stefan Reckziegel

DVD: Zu Recht hat die US-Serie "Homeland" 2012 die meisten Preise bekommen. Die Folgen um einen heimgekehrten Kriegsgefangenen und eine schräge CIA-Agentin, die beweisen will, dass er kein Held, sondern ein "Schläfer" ist, sind spannend und zeigen ein Amerika ohne Sicherheiten. Ganz großes Kino für zu Hause.

CD: Wer R 'n' B mag, hatte 2012 viel Glück. Ushers "Looking 4 Myself", Brandys "Two Eleven", auch Rihannas "Unapologetic", selbst der olle R. Kelly mit "Write Me Back" haben starke Songs geliefert. Die Wahl fällt schwer.

Wundertüte: 2012 hat das "Hamburger Theaterfestival" so viele großartige Inszenierungen gezeigt, dass man jeden bedauern muss, der nicht alle gesehen hat. Deshalb: Gutscheine für das Festival verschenken. Im Oktober kommen neue, tolle Inszenierungen. Es wird eine Freude werden. Bestimmt.

Armgard Seegers

CD: Es gibt keine gute deutsche Retro-Rockband? Doch: Das Newcomer-Trio Kadavar aus Berlin poltert auf seinem selbst betitelten Debütalbum "Kadavar" so mächtig wie einst Black Sabbath. Sound, Bandlogo, Optik - alles stimmt bis ins Detail.

DVD: George R. R. Martins Fantasy-Saga "Das Lied von Eis und Feuer" galt als ähnlich unverfilmbar wie "Der Herr der Ringe". Aber die erste Staffel der HBO-Serie "Game Of Thrones" beweist eindrucksvoll das Gegenteil.

Wundertüte: Mein alter Traum, mit einem 1971er Plymouth Hemi Cuda über ein Popfestival zu cruisen, wird zumindest virtuell mit "Forza Horizon" wahr. Das einsteigerfreundliche Rennspiel für die Xbox 360 bietet neben knapp 200 Fahrzeugen und (kleiner) offener Spielwelt auch einen klasse Soundtrack von Black Keys über The Hives bis Digitalism.

Tino Lange

CD: "Thomanerchor singt Bach" heißt eine CD-Edition, in der die weltberühmte Leipziger Boygroup ihrem bedeutendsten Kantor huldigt. Auf sechs CDs sind die wichtigsten Chorwerke Johann Sebastian Bachs zu hören (Decca).

Buch: Besser als jede Verfilmung ist das Original, das Lev Tolstoi 1878 als "Anna Karenina" veröffentlicht hat. Auch wenn uns die Adelsgesellschaft des späten 19. Jahrhunderts ziemlich fremd ist, berührt diese grandiose Liebesgeschichte, die in einer vorzüglichen Übersetzung von Rosemarie Tietze bei Carl Hanser vorliegt.

Wundertüte: Ein Gutschein für "Art & Cube". Nach einem Kaffee startet sonntags um 11 Uhr die Führung durch eine Kunsthallen-Ausstellung. Um 11.30 Uhr wartet ein Vier-Gänge-Menü im Restaurant The Cube. Um 13.15 Uhr gibt es dann noch eine Führung.

Matthias Gretzschel

Buch: Der Katalog zur Retrospektive des frühen amerikanischen Farbfotografen Saul Leiter Anfang 2012 in den Deichtorhallen - inklusive Skizzenbüchern und Aufsätzen voller jüdischen Humors. Ein beglückendes Lesebuch über die Verschrobenheit und Zartheit des Seins und ein Augenschmaus dazu. Leiters Fotografien sind eigentlich Gemälde, nur viel besser.

CD: "Ceremony - Omar Sosa & NDR Bigband". Hier begeben sich lauter spitzenmäßige Solisten auf einen musikantischen Trip, den die ineinander verschmelzenden Improvisationen vorantreiben zu immer neuen, unerwarteten Wendungen.

Wundertüte: Täglich tanzen, und sei es nur auf fünf Quadratmetern. Headbangen, rocken, sanft schaukeln oder beinahe schweben, zu Metal, Soul oder Chopins Klavierkonzert: Freiheit und Glück sind mit dir.

Katja Engler

Buch: Abschreckender Titel, kapriziöser Autorenname, aber in "Die Schüchternheit der Pflaume" (FVA) bahnt sich die junge Schriftstellerin Fee Katrin Kanzler sprachmächtig Wege durchs seelische Unterholz einer Musikerin. Für coole Romantiker.

DVD: Ein halbes Jahr probten Led Zeppelin 2007 für einen einzigen Reunion-Gig in London. 20 Millionen Leute wollten dabei sein. "Celebration Day" (Warner) zeigt, wie Superhelden des Rock Hosenflattern kriegen, wenn sie aus den Geschichtsbüchern noch mal ins Rampenlicht zurückkehren. Und wie einzigartig toll das sein kann.

Wundertüte: einen Schrank für Notebook und Handy. Den Mut, beides dort öfter mal ein paar Tage lang einzuschließen. Jemanden, der den Schlüssel verwahrt. Die Reife, angesichts der so gewonnenen Zeit nicht sofort dem Irrsinn zu verfallen.

Tom R. Schulz

Buch: Die schönste Frau der Welt? Kann man drüber streiten. Das faszinierendste Gesicht? Da führt kein Weg an Kate Moss vorbei, wie das 445 Seiten starke "Kate-Moss-Buch" (Schirmer/Mosel) eindrücklich belegt. Ein großformatiger Luxusband, vier Kilogramm schwer, zum immer wieder durchblättern.

CD: Clevere Geschäftsidee: Sämtliche Metallica-Auftritte der vergangenen Jahre gibt's in 1a-Qualität auf livemetallica.com, CD-Cover inklusive. Runterladen, auf zwei Rohlinge brennen - fertig.

Wundertüte: Ab April 2013 ist Bruce Springsteen wieder in Europa unterwegs. Die Wartezeit auf beglückende Konzertstunden mit dem Boss verkürzt die iPhone-App "BRUCEfanatic", die - laufend aktualisiert - Konzertbesprechungen und Setlists von 1971 bis heute versammelt.

Holger True

Buch: Wenn Sie immer schon mal wissen wollten, wie es im Hirn eines Wagnerianers aussieht, sich aber nicht als Skeptiker zu outen wagten, hier ist das Buch dazu: Der Dirigent Christian Thielemann ist mit sich und dem Komponisten samt Nachkommenschaft im Reinen. Nachzulesen in "Mein Leben mit Wagner" (C.H. Beck).

CD: Es muss ja nicht immer "Figaro" sein: Der Mozartmagier René Jacobs ist mit seinen Operneinspielungen bei der frühen "La finta giardiniera" angekommen. Farbig, originell und virtuos gegen den Strich musiziert (Harmonia Mundi).

Wundertüte: das "Helldunkel-Tagebuch" aus der gleichnamigen Ausstellung im Altonaer Museum. Eine Entdeckungsreise nicht nur für Kinder zu den Grunderfahrungen des Lebens, inneren wie äußeren: Tag und Nacht, Licht und Schatten, Angst und Vertrauen.

Verena Fischer-Zernin

Buch: Niemand kann so schön über schmerzhafte Erinnerungen schreiben wie Joan Didion. Auf "Das Jahr magischen Denkens" folgt "Blaue Stunden", in dem erstgenannten Buch hat die US-amerikanische Autorin äußert sensibel und gleichermaßen sachlich den plötzlichen Tod ihres Mannes John verarbeitet, in dem zweiten das langsame Sterben ihrer Adoptivtochter Quintana. Für beide Bücher gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

DVD: Für seinen Film "Woody Allen: A Documentary" war Regisseur Robert B. Weide im Bett mit dem Stadtneurotiker, nun ja, zumindest im Schlafzimmer des Kollegen. Dort bewahrt Allen seine Regieeinfälle auf. Porträt eines genialen Workaholics.

Karten: Verlass ist auch auf altgediente Rocker. Joe Cocker, 68, kommt am 8. Mai in die O2 World. Alles wird leichter "With A Little Help From My Friends".

Karin Franzke