Hamburg. Die Autorin Annette Meyhöfer ist tot. Die Journalistin und Kolumnistin, die lange Jahre beim "Spiegel" und bei der "Woche" Redakteurin war, die als Autorin für die "Zeit", den "Stern", "Focus", "Cicero" und den Deutschlandfunk schrieb, starb am Wochenende im Alter von 53 Jahren in ihrer Wohnung in Berlin. Vor zwei Jahren erst war Meyhöfer von Hamburg nach Berlin umgezogen.

Annette Meyhöfer schrieb neben ihren journalistischen Porträts und Reportagen, ihren Literaturkritiken auch Bücher, darunter eine erhellende Biografie über Sigmund Freud, "Eine Wissenschaft des Träumens", über die es in einer Rezension hieß, sie sei "mehr als ein Porträt über einen Einzelnen, vielmehr ein Spiegel der damaligen Gesellschaft". Meyhöfer schrieb bittersüße Gesellschaftsporträts für Zeitungen, aber auch als Buch mit dem Titel, "Dieser Kater wäre einen Rausch wert gewesen". Auch die ambivalente Freiheit und Abhängigkeit, "Vom Glück der Geliebten" , war ihr ein Buch wert.

Meyhöfer, promovierte Literaturwissenschaftlerin, war eine glänzende Stilistin und haarscharfe Beobachterin. In ihren besten Texten konnte sie scharfzüngig wie Dorothy Parker sein. Die amerikanische Kritikerin und Drehbuchautorin, die so herrliche Bonmots schaffen konnte wie, "Katharine Hepburn beherrscht die ganze Bandbreite der Emotionen - von A bis B", war eines von Meyhöfers Vorbildern.

Meyhöfer schrieb über Jugendkult und die "ewige Pubertät der Möchtegern-Wichtigen und -Schönen". Ihr Interesse galt den Exzessen der Bussi-Gesellschaft, sie schrieb über unausgefüllte Frauen und verzweifelte Männer, ihre Protagonisten waren Ärzte, Künstler, Journalisten. Gern verteilte sie Seitenhiebe gegen das eigene Milieu.

Meyhöfer hatte einen schonungslosen Blick für Menschen, die sich durchs Leben und durch die Liebe schlagen. Treffende Worte gelangen ihr stilsicher, so nannte sie die Chefredakteure eines Magazins "Filz und Faden". Damals arbeitete sie beim "Spiegel", dessen Chefs hießen Kilz und Kaden.