Eine Glosse von Volker Albers

In den Marketingabteilungen der deutschen Buchverlage sitzen kluge Menschen. Richtig kreative Köpfe. Zum Beispiel im Marion-von-Schröder-Verlag, der seit einiger Zeit zur Berliner Ullstein-Gruppe gehört. Da galt es jüngst offenbar, einen griffigen Titel für einen Roman zu finden, in dem sich eine gestresste Herzchirurgin und eine noch mehr gestresste Blondierte in einer orthopädischen Rehaklinik erst einmal konfrontativ, später dann kooperativ begegnen. Soll vorkommen, so was.

"Zwei Frauen. Zwei Welten. Eine Freundschaft" bewirbt der Verlag das Buch in seiner Programmvorschau. Und hat ihm den Titel "Ziemlich beste Freundinnen" verpasst. Das ist nun mal wirklich kreativ, weil dabei garantiert niemand an die französische Erfolgskomödie "Ziemlich beste Freunde" denkt. Da sei das kluge Marketing vor, dessen kongeniale Sprachverliebtheit in den nahezu dialektischen Sätzen gipfelt: "Müssen Frauen alles wollen? Wollen Frauen alles können? Können Frauen alles müssen? Und was ist, wenn nicht?" Komischer geht's nicht, oder?

Doch, das geht, blättert man in der Verlagsvorschau nämlich eine Seite zurück. Dort wird ein Buch beworben, dessen Cover ein Schaf in gelben Gummistiefeln und mit einem ebenso gelben Käppi zwischen den Ohren zeigt und das den lustigen Titel "Es geht immer noch schlimmer" trägt.

Was uns das lehrt? In den Marketingabteilungen sitzen offenbar nicht nur kluge Köpfe, sondern auch ausgefuchste Verkaufsstrategen, denen Selbstironie so gar nicht fremd ist. Denn egal, in welche Richtung man diese Verlagsvorschau durchblättert, ob von vorn nach hinten oder umgekehrt, immer ergibt es den schönsten (Un-)Sinn. Irgendwie beruhigend.