Eine Sprachkritik von Stefan Grund

Das Altonaer Theater (Slogan: "Wir spielen Bücher!") wirbt für "eine tolle Geschenkidee". Folgendes soll der Zuschauer erwerben: "Buch und Theaterkarten", und zwar "verpackt in einem Jutesack". Warum das Ganze in einem Sack steckt, wo es doch schon verpackt ist, lassen wir mal dahingestellt. Wichtiger scheint die Frage, warum das Altonaer Theater sich für einen Buchladen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten hält. Sätze wie "Ich spiele Blockflöte" sind sinnvoll und schön. Wärmt es nicht immer wieder das Herz, wenn Menschen sich der Kunst verschreiben, selbst wenn die Auswirkungen ihres Tuns oft gar nicht schön sind? "Doch", ruft der vorweihnachtlichen Engel Chor, "wärmt es."

Auch ist es sehr nett, Bücher zu verschenken oder Theaterkarten. Der Irrtum des Altonaer Theaters ("Wir spielen Bücher!") besteht in der Annahme, man könne Bücher spielen. Na gut, man könnte sich raschelnd auf die Bühne stellen und behaupten, man sei eins. Sonst aber lassen sich Bücher so gut spielen wie sonst nur Kinder laut Hausmeister-Schild: "Das Spielen von Kindern im Hof ist verboten." Dass das Spielen von Kindern im Gegensatz zum Spielen von Blockflöten kaum möglich ist, verschweigt das Schild. Das Mitbringen von Büchern ins Theater ist übrigens erlaubt. Die Kritikerin Dorothy Parker vernichtete einst eine Inszenierung mit den Worten: "Wenn Sie nicht stricken, sollten Sie ein Buch dabeihaben." In diesem Sinne ist die Geschenkidee wirklich toll.