Das Ottenser Galli Theater zeigt in einem Comedy-Stück, wie Frauen ihrem Traumtypen im „Männerschlussverkauf” trotzen.

Galli Theater. Manchmal führen auch ungewöhnliche Wege zur Bühne. Der Weg zum Galli Theater verläuft gleich über zwei große Hinterhöfe. Gewerbebetriebe und der gelbe Fuhrpark der Rettungswache Hamburg-Ottensen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) prägen hier das Bild. Gleich neben dem ASB, hinter einer Stahltür, geht es über eine Treppe zum Saal in den 1. Stock. Er wurde mal als Werkstatt genutzt. Ein Arbeitsplatz für echte Männer.

Doppelte Ironie, dass hier jetzt der "Männerschlussverkauf" auf dem Programm steht - gespielt von zwei Frauen. Eine der beiden, Heidrun Ohnesorge, hält als Theaterleiterin auch die Fäden des im Februar eröffneten Hauses in der Hand. Mit ihrer Kollegin Julia Franz gibt sie mehrmals im Monat das komödiantische Programm, das der Autor Johannes Galli 1999 aus einer Theatertrilogie zum Mann-Frau-Thema entwickelt hatte. Aus den Stücken "Die Unschuldigen", "Die Rachegöttinnen" und "Die Erscheinung" mit je sieben Darstellern schuf Galli eine kompakte Form - auf Anregung der Schauspielerinnen. "Das ist die Philosophie des Hauses, dass man als Schauspielerin auch mal nachfragen darf", sagt Heidrun Ohnesorge. "Und wir haben das Glück, dass uns ein lebender Autor Stücke auf den Leib schreibt."

Wer vom "Männerschlussverkauf" Emanzentheater erwartet, ist jedoch schief gewickelt. Vielmehr wollte Galli, der mit seinem Namen auch Pate steht für Theater in Freiburg, Frankfurt, Berlin und weiteren Städten, mit dem Stück Frauen helfen, Illusionen zu überwinden. Illusionen, die immer wieder in Bezug auf männliche Partner entstehen können.

Den vermeintlichen Traummann sucht auch Gisela (Julia Franz), eine attraktive Frau in mittleren Jahren. Aus Verzweiflung erhofft sie sich Hilfe von einer Psychologin. Diese Frau Möbenbach arbeitet mit speziellen Methoden: Im Spiel sieht sich Julia immer wieder neuen Männercharakteren gegenüber. Die werden allesamt von der Psychologin respektive Heidrun Ohnesorge gespielt. "Das ist ein großer Spaß, aber auch eine große Herausforderung", sagt die Schauspielerin. Sie verwandelt sich gleich in fünf verschiedene Männertypen, "Travestie mal andersherum". Die Spanne reicht vom sportlichen Boxer bis zum edlen reichen Mann à la Richard Gere. "Die Herausforderungen bestehen in Körperhaltung, Körpersprache und -spannung und darin, sich als Mann richtig zu bewegen", sagt Heidrun Ohnesorge.

Die gebürtige Hamburgerin, auch Trainerin für Körpersprache und Kommunikation, kennt beide Seiten des Stücks. Bis vor drei Jahren hat sie in der Theatershow noch die Männer suchende Gisela gemimt - und mit wechselnden Schauspielpartnerinnen für die komische Kunst an der Verwandlung in Wiesbaden und Berlin gute Kritiken erhalten. Männerworte aus dem Mund einer Frau können schließlich ganz schnell absurden Witz hervorrufen.

Heidrun Ohnesorge freut sich, dass sie diesen auch in ihrer Heimatstadt bieten kann. "Erfahrungsgemäß braucht es zwei bis drei Jahre, bis ein Theater läuft", sagt die Leiterin. Getragen wird das Haus, das nicht nur in der Vorweihnachtszeit Märchen für Groß und Klein spielt, vom Verein Galli Theater. Den Tipp für den jetzigen 99-Plätze-Saal bekam Ohnesorge vor einem Jahr von der städtischen Sprinkenhof AG. "Das war wie ein Weihnachtsgeschenk", sagt sie heute.

Der Vorhang und die Bühne haben das Werkstatt-Ambiente längst vergessen gemacht. Nur eine Ausgabeklappe mit Holzvertäfelung - aus der an Theaterabenden Snacks und Getränke gereicht werden - erinnern auf der rechten Seite noch daran, dass hier einst mal eine Kantine war. Doch die Wege zur Bühne sind in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Weiß Ohnesorge selbst: Sie hat Betriebswirtschaft und Journalismus studiert und noch bis 1999 als Referentin des Vorstandsvorsitzenden bei Axel Springer gearbeitet, ehe sie über Gallis Businesstheater den Weg zur darstellenden Kunst fand.

"Männerschlussverkauf" Sa 15.12., jew. 20.00, Galli Theater (Bus 37, 150), Friedensallee 45/Behringstr. 28, Karten zu 15,- bis 25,- unter T. 28 00 29 25; www.galli-hamburg.de