Klarinettistin Sharon Kam ergänzt beim Konzert im Mozartsaal das Jerusalem Quartett

Alle Jahre wieder kommt Sharon Kam nach Hamburg und spielt das Klarinettenquintett von Brahms. Na ja, nicht mit ganz so unerbittlicher, aber durchaus mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Mit dem Kuss Quartett hat sie es gespielt und mit einer Best-of-Auswahl von Weltstars, mit denen sie das Stück auch auf CD aufgenommen hat. Nun präsentiert sie das Werk, neben dem Klarinettenquintett von Mozart ein Kronjuwel der Gattung, bei Niklas Schmidts "Kammerkonzerten im Mozartsaal" mit dem Jerusalem Quartett. Vorweg spielen die vier Streicher Mozarts "Jagd-Quartett" und das siebte Streichquartett von Schostakowitsch.

Insgesamt eher ein gediegenes als ein originelles Programm in dem charmant-altmodischen, so gar nicht auf Hochglanz und Effizienz moderner Konzertsäle gebürsteten Raum. Doch wer einmal der hochkarätigen Reihe die Ehre erwiesen hat, weiß, wie aufrüttelnd und aufregend selbst die bekanntesten Stücke sein können: wenn man sie so spielt wie eben erst entdeckt.

Sharon Kam, sprudelnd temperamentvolle Mutter dreier Kinder, ist ein Fixstern am Klarinettistenhimmel. 1971 in Israel geboren, stieg sie mit gerade mal 16 Jahren für ihr Debüt ganz oben ein: Begleitet wurde sie von niemand Geringerem als dem Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta. Sie studierte an der berühmten Juilliard School in New York; ihre internationale Karriere begann 1992, als sie den Musikwettbewerb der ARD gewann. Den Klassik-Echo hat sie schon zweimal bekommen. Zu Mozarts 250. Geburtstag spielte sie sein Klarinettenkonzert, das Konzert wurde live in 33 Länder übertragen.

Doch Preise hin, Medienpräsenz her, wie bei so vielen großen Musikern schlägt Kams Herz für die Kammermusik. Sie mischt regelmäßig bei dem kleinen, feinen Festival "Spannungen" mit, das der Pianist Lars Vogt in Heimbach veranstaltet und wo sich Freunde zum gemeinsamen Musizieren treffen.

Ob man bei dem Konzert hören kann, dass die Interpreten als Israelis einen ähnlichen kulturellen Hintergrund haben, sei der Fantasie des Konzertbesuchers überlassen. Jedenfalls hat Kam in den vier Streichern ebenbürtige Partner. "Ausdrucksvoll, variabel im Tempo, plastisch wie durchsichtig", schwärmte die "Süddeutsche Zeitung" über ein Münchner Konzert der vier. Und an ihren Konzerten als Ensemble in Residence bei den Hamburger Ostertönen 2011 bestachen den Kritiker des Abendblatts "Leidenschaft und Farbpracht" besonders dann, wenn ein fünfter Mann im Spiel war.

Beste Voraussetzungen also für Brahms' spätes Werk. Der Komponist hat die Klarinette erst in seinen letzten Lebensjahren entdeckt. 1890 hatte er angekündigt, sich vom Komponieren zurückzuziehen. Doch im Jahr darauf hörte er bei einem Orchesterkonzert den Soloklarinettisten Richard Mühlfeld und begann eine tiefe Freundschaft mit dem Musiker, den er wegen seines Klangs tief bewunderte. "Fräulein Klarinette" nannte er ihn mit liebevollem Spott. Die Musik, die er ihm ins Mundstück schrieb, gehört zum Schönsten und Tiefsinnigsten von Brahms' gewichtigem Oeuvre: ein klingendes Vermächtnis.

Sharon Kam, Jerusalem Quartett Do 6.12., 19.30, Mozartsaal (S Dammtor), Moorweidenstr. 36, Karten zu 35,- bis 55,- unter T. 45 33 26; www.kammerkonzerte-mozartsaal.de