Mit Stars und Zeus aus Toronto kommen zwei fantastische kanadische Geheimtipps am 10. Dezember nach Hamburg ins Uebel & Gefährlich.

Das Duett ist in der Popmusik eine feste Größe. Sonny & Cher fallen einem da zum Beispiel ein. Und Womack & Womack. Manchmal haben die musikalischen und romantischen Kollaborationen sogar ein langes Haltbarkeitsdatum (siehe Letztere), aber öfter wurde einem dann doch recht schnell klar: Harmonie auf der Bühne ist kein Indikator für gar nix, vergleiche auch mit Ike & Tina Turner. Andererseits: Dass man sich so richtig, richtig gut versteht, lässt sich doch nirgends so gut ausagieren und in die Welt tragen wie mit einem dezenten Liebeslied. Einem Liebeslied wie "Je t'aime ... moi non plus" zum Beispiel, das Jane Birkin und Serge Gainsbourg in den 70ern verliebt ins Mikrofon stöhnten.

Der Lebensgefährte von Amy Millan heißt Evan Cranley und spielt in derselben Band wie sie - schon toll, die Kunst. Wie inniglich die Bande sind, die sie knüpft. Die Band von Millan und Cranley trägt den unschlagbaren Namen "Stars", dabei ist das kanadische Quintett in den allermeisten Regionen der Erde eher ein Geheimtipp. Daheim in Kanada sind die Stars wirklich bekannt. Die Pop-Szene in Toronto, Vancouver und Montreal ist eine Wucht: Man denke an all die vorzüglichen Bands, die aus dem riesigen Land Nordamerikas stammen - Broken Social Scene, New Pornographers, Destroyer, Arcade Fire, um nur einige zu nennen.

Die Stars sind in dieser Reihe der Superbands übrigens die mit Abstand lieblichste, um ein Adjektiv zu verwenden, das im Pop-Kosmos eher selten ist. Und auch die herzzerreißendste: Denn wo schmachten sich heute Mann und Frau noch so rührend an wie bei den Stars? Und selbst wenn es nicht schmachtet, ist das Gesangsduo sehr, sehr anregend - die Songs der Stars, klassischer Indiepop mit Melodien und Balladen, schnelleren Popsongs und niedlichen Kammerstücken, entfalten erst durch die stimmliche Bipolarität ihren vollen Charme.

Wobei es, wohlgemerkt, nicht die zarte Amy Millan und ihr Recke Evan Cranley sind, die sich bei den Stars vokal duellieren. Cranley ist vornehmlich für Gitarre und Bass zuständig und steht also im Hintergrund herum, während sich seine Holde mit Bandleader Torquil Campbell ums Singen kümmert. Die samt und sonders zauberhaften Songs dieser ewig unterschätzten Band heißen "One More Night" oder "Your Ex-Lover Is Dead" oder "Calendar Girl". Sie bringen uns Liebe!

Und weil sie das unverdrossen im zwischengeschlechtlichen Zwiegesang tun, behaupten wir vehement: Das beste Gesangsduo von hier bis zur Beringstraße sind Amy Millan und Torquil Campbell. Auf dem aktuellen Stars-Album "The North" ist die Band etwas konziser als auf der letzten Platte, sie geht jetzt etwas mehr in Richtung Synthie-Pop. Dreister als im Superhit "Hold On When You Get Love and Let Go When You Give It" hat schon lange keiner mehr New Order belehnt, und dafür ist den Stars natürlich zu danken.

Wie auch sonst für jeden Song, der so enthusiastisch ist wie "Fixed" und so hymnisch wie "Take Me To The Riot", die schlüssigste Definition dessen, was wir Ausgehen nennen.

Wie die Stars stehen auch die Musiker von Zeus bei dem Arts&Crafts-Label unter Vertrag. Die Band Zeus ist das, was man einen Newcomer nennt - in Hamburg spielte sie auf dem Reeperbahn-Festival im September ein kleines Konzert. Jetzt spielt sie erneut in Hamburg und gibt für Stars die Vorband. Das machen Bands, bevor sie den sogenannten Durchbruch feiern. Die Musiker von Zeus haben sich in ästhetischer Hinsicht ziemlich nah an den Beatles orientiert, was das Erreichen dieses Ziels angeht - und genau deshalb ist ihr zweites Album "Busting Visions" (das erste, "Say Us", erschien 2010) über alle Zweifel erhaben. "Are You Gonna Waste My Time" heißt einer ihrer Sixties-beseelten Tunes, der sofort ins Ohr geht. Man sollte "Busting Visions" am besten nach "Revolver" hören.

Wenn es stimmt, dass sich immer alles wiederholt und dass die "Retromania" den Zeitgeist fest im Griff hat, dann ist Zeus dafür das allerbeste Beispiel. Es könnte auch sonst keine bessere Band geben, um das Stars-Konzert im Uebel & Gefährlich zu eröffnen. Götter auf der Bühne, keine Frage, die machen was her.

Stars & Zeus Mo 10.12., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstr. 66, Tickets zu 20,- im Vvk.; www.yourarestars.com; www.arts-crafts.ca