Hamburg. Der ungarische Pianist András Schiff baute seine Gegenüberstellung von Beethovens und Schumanns Klavierwerken bei seinem Pro-Arte-Recital am Freitag in der Laeiszhalle ganz symmetrisch auf: je ein Schumann-Werk an Anfang und Ende kam auf je eine Beethoven-Sonate vor und nach der Pause. Dabei legte seine feinsinnige Interpretation viele Gemeinsamkeiten zwischen Klassiker und Romantiker offen, arbeitete aber auch große Differenzen heraus: mit Blick auf den pseudorhapsodischen Aufbau mancher Schumann-Komposition und die eruptive Spontaneität Beethovens.

Schumanns zwölf kleine Episoden aus den "Papillons" verbanden sich bei Schiff zu einer breit strömenden Fantasie. Ein Frühwerk ist auch die von Schiff danach gespielte Sonate Nr. 7 D-Dur von Beethoven. Sprudelnde Lebensfreude und der typische Hang zu Wildheit und Ironie sind Merkmale des Kopfsatzes, in dem Schiff die linke Hand prägnant herausarbeitete. Erschütternd wirkte die Depression des Largo e mesto. Aus der Ruhe des Satzes ließ Schiff das Menuetto erwachsen.

Nicht nur zwischen Sonaten, auch sonst machte Schiff kaum Pausen. Es drängte ihn, fortzufahren - mit Beethovens Klassikhit, dem schlichter nicht zu intonierenden Adagio sostenuto aus der "Mondscheinsonate". Schumanns Sonate fis-Moll op. 11 am Ende begann wie ein Roman von E.T.A. Hoffmann, nämlich mittendrin. Schiff machte die sonderbare Zerrissenheit der einzelnen Sätze, ihre Neigung, sich im Träumerischen zu verlieren, durch exquisite Interpretation verständlich.