Ungewöhnliche Konzerte mit Efterklang auf Kampnagel, Ben Gibbard in der Kulturkirche und John K. Samson im Turmzimmer.

Eine gestrichelte Pyramide, um die eine Ellipse rotiert, in einem Kreis. Das Cover von Efterklangs aktuellem Album "Piramida" hat eine geometrische Anmutung, die dänische Band hätte sich aber auch für realistische Fotografien von Eisbären, leeren Ölfässern oder halb verfallenen Hütten entscheiden können. Denn "Piramida" hat nichts mit den ägyptischen Weltwundern zu tun, sondern ist der Name einer Stadt auf Spitzbergen, jener Inselgruppe zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol. Fast 100 Jahre lang wurde dort in Bergwerken Kohle abgebaut, 1998 wurde die Siedlung mit etwa 1000 russischen Arbeitern geschlossen, seitdem ist sie zur Geisterstadt geworden.

Im vergangenen Jahr haben sich die Mitglieder der dänischen Hipster-Band Efterklang in den hohen Norden aufgemacht, um in "Piramida" Feldaufnahmen zu machen. Mit mehr als 1000 "field recordings" kehrten sie zurück und benutzten sie für die Kompositionen ihres vierten Studioalbums.

Die Dänen werden die Aufnahmen von "Piramida" am 4. Dezember auf Kampnagel spielen - ein idealer Ort für diese ungewöhnliche Kunstmusik, die sich von herkömmlichem Rock ein weites Stück entfernt hat. Das Programm der Dänen zählt zum Ungewöhnlichsten, was in dieser Konzertwoche in Hamburg zu hören ist, doch auch ein paar andere Indie-Musiker haben einen weiten Weg hinter sich, um in der Hansestadt aufzutreten.

Wie etwa Benjamin Gibbard. Der Sänger von Death Cab For Cutie hat bei City Slang ein Album mit dem Titel "Former Lives" veröffentlicht, das eine Rückschau auf die vergangenen acht Jahre seines Lebens ist und in denen außerhalb seiner Arbeit mit Death Cab For Cutie eine Menge passierte. Drei Beziehungen führte Gibbard in dieser Zeit, unter anderem eine inzwischen gescheiterte Ehe mit der Schauspielerin Zooey Deschanel. Er hatte Alkoholprobleme, gab das Trinken auf und lief stattdessen Marathons. Von dieser Zeit handeln die zwölf Songs, die nicht in das musikalische Raster seiner Band gepasst hätten. "Ich glaube nicht, dass ich in den nächsten zehn Jahren noch einmal ein Soloalbum aufnehmen werde, denn mit Death Cab läuft es gerade großartig", sagt der Sänger und Gitarrist aus Seattle (USA).

Auf Solopfaden bewegt sich auch John K. Samson. Der Sänger der kanadischen Weakerthans hat kürzlich beim Hamburger Label Grand Hotel Van Cleef ein Album mit dem Titel "Provincial" herausgebracht. In Winnipeg ist es zwar nicht so menschenleer wie auf Spitzbergen, doch auch Samson weiß, was Winterkälte bedeutet, und Braunbären werden auf der Suche nach Futter in den Vororten Winnipegs auch schon mal gesichtet. Samsons Album beschreibt eine Reise durch die einsamen Landstriche Manitobas mit seinen endlosen Landstraßen. Musikalisch nutzt Samson ähnlich wie Benjamin Gibbard die Form des Songs, beide sind formidable Geschichtenerzähler.

Die Musik von Efterklang dagegen ist ungleich komplexer arrangiert. Dichte polyphone Beats sind die Basis der Stücke, darüber werden verschiedene Klänge geschichtet. Die Feldaufnahmen sind im Einzelnen nicht mehr auszumachen, sie sind ebenso in das Klangspektrum eingebaut worden wie herkömmliche Instrumente und riesige Chöre. Die Bläser des Andromeda Mega Express Orchestra hat Efterklang ebenso ins Studio eingeladen wie einen 70-köpfigen Mädchenchor. "Wir wussten zwar nicht, wo wir am Ende der Platte landen würden, aber als Ausgangspunkt war die Reise nach Spitzbergen perfekt. Später konnten wir permanent neue Idee in den Kontext dieser Reise einbringen", sagt Bassist Rasmus Stolberg. Herausgekommen ist ein Meisterwerk.

Efterklang Di 4.12., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestr. 20, Karten 19,70; www.efterklang.com Benjamin Gibbard Do 29.11., 19.30, Kulturkirche Altona (S Holstenstraße), Bei der Johanniskirche 22, Karten 24,90; www.benjamingibbard.net John K. Samson Do 29.11., 20.00, Uebel & Gefährlich Turmzimmer (U Feldstraße); Feldstr. 66, Karten 19,-; www.johnksamson.com