Preußlers “Die kleine Hexe“ im St.-Pauli-Theater bietet viel Tempo und Musik

Hamburg. So lobt man sich das muntere Hexentreiben auf dem Blocksberg. "Hey Jo, wir sind die bösen Hexen", singt die Schar zu mit Rock-Appeal arrangierten Beats nach Michael Jackson. Nur dass sie hier weder bucklig noch krummnasig daherkommen. Ausgesprochen hübsch und gypsy-like hat Erika Landertinger sie ausgestattet und lässt sie in einem detailverliebt gezeichneten Märchenwald tanzen.

"Die kleine Hexe" von Otfried Preußler ist seit ihrem Erscheinen 1957 ein absoluter Klassiker. Und jetzt in der Regie von Dagmar Leding dicht am Original, aber mit Tempo und musikalischer Verve auf die Bühne des St.-Pauli-Theaters gebracht. Jenny Maria Meyer gibt in ihrer ganzen rosafarbenen Niedlichkeit ein anrührendes Hexenmädchen ab, das das junge Publikum rasch auf seine Seite und häufig auch mitfiebernd in einen Dialog zieht. Zu gerne möchte es mit den großen Hexen auf dem Blocksberg tanzen. Doch diese, vor allem das intrigante Hexenbiest Rumpumpel (Mersiha Husagic), wehren sich mit aller Fiesheit dagegen und verbannen seinen Hexenbesen.

Wie gut, dass die kleine Hexe in dem sprechenden Raben Abraxas (mit dunkler Eleganz: Julia Reznik) einen tollen Gefährten findet. Mit der Aussicht aufs Mitschwofen wird sie zu einer echten Wohltäterin, hilft der Papierblumenverkäuferin beim Geschäft, wärmt einen Maroniverkäufer und verwandelt einen kritischen Revierförster in einen Wohltäter gegenüber den altes Holz sammelnden Weibern.

Das soll ihr am Ende alles nichts nützen, denn die Oberhexe Hexania (Carla Lotta Gekeler) will nur böse Hexen in der Gemeinschaft sehen. Doch die kleine Hexe lässt sich nicht so leicht beirren. Sie besteht alle Prüfungen, zaubert gar ein Gewitter und einen Kugelblitz herbei, der von der Technik lebensecht auf den Bühnenhintergrund projiziert wird. Am Ende kann es nur eine Hexe geben. Und zwar eine gute. Diese so wohlfühlige Essenz der Vorlage bringt das Ensemble in einem erlösenden Finale auf die Bühne. Es lohnt sich, für manche Dinge zu kämpfen und zu streiten, und so ist zu guter Letzt auf dem Blocksberg die Kindermärchenwelt wieder in Ordnung.

"Die kleine Hexe" bis 23.12., Di 14.30, Fr 14.30 u. 17.00, Mi/Do, Sa/So 11.00, 14.30, 17.00, St.-Pauli-Theater, Spielbudenplatz 29-30, Karten unter T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de