Die Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen sammelte in diesem Jahr eine Million Euro an Spenden für hochkarätige Neuerwerbungen

Hamburg. Ohne sie geht heutzutage in der Kunst fast gar nichts mehr: Stiftungen. Wohlhabende Hamburger Bürger, die aus einem Gefühl der Verantwortung heraus Hamburgs Museen in die Lage versetzen, einer ihrer zentralen Aufgaben nachzukommen, ihre Sammlungen und Bestände um hochkarätige Werke zu erweitern.

In einem durchaus schwierigen Umfeld kann die Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen (SHK) nun eine stolze Summe verkünden. 500 000 Euro wurden an Spenden für die Stiftung eingesammelt. Gemeinsam mit einer Sondersachspende des Hamburger Designers Peter Schmidt im Wert von 500 000 Euro, addiert sich die Summe, die der Hamburger Kunst zugutekommt, auf eine rekordverdächtige Summe von einer Million Euro.

Kein Wunder, dass Kultursenatorin Barbara Kisseler den Jahresempfang der SHK zu ihrer Lieblingsveranstaltung erkor und "am liebsten jeden einzelnen Stifter umarmen" wollte. Man dürfe sich Hamburg als eine glückliche Stadt der Kunst vorstellen. Es gehe ja einerseits darum, die Kunsthalle und das Museum für Kunst und Gewerbe weiterhin gut auszustatten, aber auch darum, weiterhin unabhängig von Privatsammlern agieren zu können und jenseits von Blockbuster-Ausstellungen und auf Besucherandrang zielende Kunstevents Themen zu setzen. Traditionell ergänzt der Senat die Förderung der Stiftung mit 300 000 Euro für besondere Vorhaben oder Ankäufe. An dieser Situation wolle man auch im kommenden Haushalt 2013/14 nichts ändern, so Barbara Kisseler.

Sabine Schulze, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe, kann sich nun über neue Modelle der Modedesigner Hussein Chalayan, Iris van Herpen, Comme des Garcons/Rei Kawakubo und Viktor & Rolf sowie über eine Taschengeige, die der Hamburger Instrumentenbauer Joachim Tielke (1610-1719) im Jahre 1679 fertigte, freuen. Peter Schmidt schenkt dem Haus drei buddhistische Skulpturen, vier aufwendig bemalte Stellschirme und zwei seidene Hängerollen aus China (15./16. Jh.) aus seiner privaten Sammlung. Kunsthallendirektor Hubertus Gassner konnte den Erwerb der "Italienischen Flusslandschaft" (1776) von Jakob Philipp Hackert (1737-1807) verkünden. Außerdem den Ankauf des Werkes "Auf dem Altan (1917) von Leopold Graf von Kalckreuth (1855-1928). In Zeiten klammer öffentlicher Kassen sind die Stiftungen wichtiger denn je. Aber auch sie leiden unter schwächelnden Zinsen und einem überhitzten Kunstmarkt, der für die Werke namhafter Künstler auf Auktionen Fantasiepreise verlangt. Zum Glück müssen sich Museen nicht daran beteiligen, sondern nehmen Gelegenheiten wahr.

So entschied sich Hubertus Gassner etwa gegen ein anderes, vielfach restauriertes Hackert-Bild, das für den doppelten Preis den Besitzer wechselte. Über die Jahre wurden über die Stiftung fünf Bilder Gerhard Richters angekauft, das Letzte mit dem Titel "Jüst" zum Abschied von Gassners Vorgänger Uwe M. Schneede. Über einen direkten Kontakt zum Künstler gelang es, das Werk zu einem vergleichsweise günstigen Preis für das Museum zu gewinnen.

Das Geben hat Tradition in einer Stadt wie Hamburg. Die Stiftung war 1956 nach dem Krieg gegründet worden, um die beiden großen Hamburger Kunstmuseen mit Dauerleihgaben auszustatten. Beide Häuser gingen aus Bürgerstiftungen hervor. Der Staat stellte nach und nach weitere Gelder zur Verfügung. Ab der Weimarer Zeit erklärte der Staat dieses zu seiner Aufgabe, erst nach dem Krieg erinnerte man sich an die Bürgertradition zurück. Ein Stiftungskuratorium beschließt seither über die getätigten Ausgaben. Die Museumsdirektoren reichen zuvor Vorschläge ein und erläutern ihre Strategien. In 56 Jahren wurden auf diese Weise 600 Erwerbungen mit einem geschätzten Verkehrswert von über 50 Millionen Euro finanziert.

Derzeit besteht die Stiftung aus 180 Förderern. 10 bis 15 neue Stifter kommen jährlich hinzu. "Die Menschen, die einmal geben, kommen immer wieder", so Geschäftsführer Klaus Driessen. "Es gibt viele Menschen hier, die Kunst für Hamburg wichtig finden." Gute Nachrichten für die Hamburger Kunst.