Hamburg. Es war der letzte Akt eines Trauerspiels, ach was, das Ende einer kompletten Trauerspielwoche. Am Freitag um 11 Uhr wurden die Mitarbeiter der "Financial Times Deutschland" (FTD) endlich auch von offizieller Seite davon informiert, dass ihre Zeitung eingestellt wird. Bekannt ist das eigentlich schon seit Wochenfrist. Seither blieb den fassungslosen Mitarbeitern nichts anderes übrig, als die von interessierter Seite durchgestochenen Meldungen über die jeweils aktuellen Beschlüsse von Vorstand und Aufsichtsrat in den Medien zu verfolgen.

Einige von ihnen machten ihrem Zorn über die seltsame Kommunikationspolitik Luft, als am Freitag der Vorstand des Verlagshauses Gruner + Jahr (G+J) sie aufsuchte. Viele der "FTD"-Redakteure trugen lachsfarbenen Trauerschleifen. Lachsfarben ist das Papier der nun eingestellten Zeitung. Ihre letzte Ausgabe wird am 7. Dezember erscheinen.

Der Arbeitsmarkt für Journalisten ist leergefegt. Erst am 13. November hatte die "Frankfurter Rundschau" einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Am selben Tag wurde das Stadtmagazin "Prinz" eingestellt. Für die Redakteure der "FTD", denen voraussichtlich im Januar gekündigt wird, dürfte es schwer werden, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. In Hamburg sind allein 258 Mitarbeiter betroffen. Dem Vernehmen nach bietet der Verlag ihnen ein Monatsgehalt pro Jahr der Betriebszugehörigkeit an.

Chefredakteur Steffen Klusmann sagte, es sei der "FTD" nicht gelungen, "ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das unseren Anspruch an Journalismus zu finanzieren vermag". Ungewiss ist noch das Schicksal der ebenfalls bei Gruner + Jahr erscheinenden Titel "Börse Online" und "Impulse", die verkauft werden sollen. Als einzige G+J-Wirtschaftstitel werden "Capital" und "Business Punk" überleben, die künftig in Berlin herauskommen.