Die Trattoria Dorfino der Santopretes in Eppendorf

Wenn es dem Italiener in seiner Heimat nicht mehr gefällt, dann zieht er fast immer nach Amerika oder Deutschland. Der Italiener Sandro Santoprete hamburgert und fühlt sich fast als Deutscher, so lange lebt er schon hier: Mit seiner Frau Niko ist er gern mal in Ungarn bei ihren Verwandten, es herrscht Harmonie, obwohl das Schicksal ja die drei Länder zum Nachteil der Ungarn zusammenführte - Ungarn verlor ungerechterweise die Fußball-WM-Endspiele gegen Italien (1938) und Deutschland (1954).

Die Santopretes eröffneten die Trattoria Dorfino im Frühling, die ungarische Linie spürt der Gast daran, wie Niko würzt: Wer eher lau essen möchte, sollte das vorher sagen, sonst gibt's was sehr Pikantes. Während der drei, vier Sommertage saßen die Gäste auf der Terrasse. Die Preise sind Trattoria, die Gerichte sind Ristorante.

Beim Menü habe ich gleich zweimal gefragt, ob das stimmt, nur 29,50 Euro, das Angebot konnte ich kaum glauben: Eine Variation von Vorspeisen, etwa Rindercarpaccio und Vitello tonnato, Crostini aus der Toskana und Burrata mit karamellisierten Tomaten, Scampi mit Linsen und Salsiccia mit Bohnen, Ziegenkäse auf geröstetem Fenchel; es folgen Nudelklassiker oder Gnocchi (die Niko natürlich selbst knetet, denn Industrie-Gnocchi erinnern an Gummi-Calamari); der Hauptgang könnte ein Doradenfilet aus dem Kräutersalztopf sein oder eine Tagliata vom Rumpsteak, das Tiramisu hat die Mamma zubereitet - sie macht Ärger, falls sie sich da nicht durchsetzt. Eingeweihte tunken schließlich Cantuccini in den Dessertwein, die Kekse sollen einen Schwips kriegen.

Die Hauptgerichte einzeln kosten 8,50 bis 11,50 Euro (Pizza und Pasta), 16 bis 22,50 Euro für Fisch und Fleisch. Mein Lieblingsfisch war bisher der Zander, das bildhübsche Tier trägt eine Zucchinikruste. Der Kochstil ließe sich beschreiben als: reduziert aufs Maximale. Da Niko frisch kocht statt auf Vorrat, sind manche Sachen auch mal "aus"; sie erfüllt Sonderwünsche, sofern der Gast nicht gerade eine Pekingsuppe oder Eisbein mit Sauerkraut verlangt. Gelegentlich kommt ein Koch aus Italien und hat was Schönes mitgebracht, er ergänzt Niko am Herd, sie fantasieren gemeinsam.

Sandro kellnert: ein Gemütsmensch, der jede Situation sofort erkennt. Dienstags trinke ich meist eine Flasche Rosso Primitivo (22 Euro), am Donnerstag soll's oft ein Weißer sein, beispielsweise der Montresor vom Gardasee (19,50 Euro), zum Sonntagsmenü (drei Gänge für 14,90 Euro!) will ich nicht auf den Cent achten - also bitte den Brunello di Montalcino "Solaria" (49,50 Euro).

Die beiden Gastäume haben was Muckeliges, das steigert sich nun noch, wenn draußen die Nebel fallen. Die Trattoria Dorfino duftet nach Wahrheit, der Nachname des Wirts bedeutet immerhin Heiligpriester: Die Küche hier kann nicht lügen oder sonst wie täuschen.

Trattoria Dorfino Mo-Sa ab 17.30, So 13.00-21.00, Eppendorfer Weg 280 (U Eppendorfer Baum, Bus 114), T. 41 62 58 77; www.trattoria-dorfino.de

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