Dominique Horwitz singt im Waits-Konzert “The Right Bullets“ satanische Lieder

Freikugeln des Teufels sollen in Karl Maria von Webers "Der Freischütz" dem Jäger Max zum Meisterschuss und zur Hochzeit mit der Erbförstertochter Agathe verhelfen. Die deutscheste der deutschen Opern aus dunklen deutschen Wäldern verwandelten Regisseur Robert Wilson, William S. Burroughs (Buch) und Tom Waits (Musik) ins amerikanische Magic Musical "The Black Rider". In der bildertrunkenen und überraschend triumphalen, vom Publikum halbstundenlang bejubelten Uraufführung am 31. März 1990 im Thalia-Theater sang und posierte ein dämonischer Dominique Horwitz in der Rolle des Pegleg, des satanisch humpelnden Stelzfußes.

In seinem Rockkonzert "The Right Bullets" knüpft der singende Schauspieler - mit gebührend zeitlichem Abstand - an den Supererfolg des "Black Rider" an, der auch sein persönlicher als hinreißende Beelzebub-Inkarnation war. Ein nicht ganz unriskantes Unternehmen, sich an der eigenen Legende zu messen. Aber hat sich Horwitz nicht schon als gereifter Mackie Messer in seinem mörderischen Soloabend "The Best of Dreigroschenoper" als Entertainer der Ausnahmeklasse erwiesen?

In der Uraufführung des Liederabends am Sonntag auf dem Spielfeld im Schauspielhaus singt er die Waits-Hits, die bekannten Weber-Arien und weitere Pop- und Rock-Titel, etwa von den Rolling Stones oder Crosby, Stills, Nash & Young. Der musikalische Leiter Jan Christof Scheibe hat auch die Musik für die siebenköpfige Band arrangiert: mit schmetterndem Blechbläsertrio aus Posaune, Saxofon und Trompete.

Horwitz will wohl mit Waits' schrägen Melodien aus dem schmierigen Welten-Varieté wieder den Teufel im Leib beschwören. "Es geht mir darum zu zeigen, wofür Menschen bereit sind, ihre Seele dem Teufel zu verkaufen", sagt er. "Und in welche Nöte einen die Liebe bringen kann." Wie hoch ist der Preis, den man zahlen muss, um sein Glück zu finden? Wie weit trägt der Rausch des Verbotenen, die maßlose Leidenschaft? Ist bedingungslose Liebe den Pakt mit dem Teufel wert?

In seiner diabolisch sinnlichen Revue spannt Horwitz den Bogen von der romantischen Weber-Oper über Jazz- und Rock-Klassiker bis zu den, für das mittlerweile weltweit gespielte Wilson-Opus eigens komponierten Waits-Liedern. Horwitz erzählt weder dessen Story noch die Geschichte des "Freischütz" nach. "Die Songs erzählen sich von selbst", meint er. "Mir geht es um die Verwirrungen des Herzens, wenn die Sinne verrückt spielen und der Teufel seine Hand im Spiel hat."

Den gehörnten Hinkefuß macht der Sänger denn auch zur Hauptfigur des Abends und versucht deren faszinierende und schillernde Seiten in ihren mythischen wie musikalischen Spielarten zu erfassen und zu verkörpern. Horwitz singt den seiner Show titelgebenden Song "Just The Right Bullets", "I'll Shoot The Moon" oder "Flash Pan Hunter". Alle aus "The Black Rider". Und interpretiert natürlich auch den wundervoll melancholischen Liebesabgesang "The Last Rose of Summer".

"The Right Bullets" Premiere So 25.11., 20.00, Schauspielhaus (S/U Hbf.), Kirchenallee 39, Restkarten ab 10,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de