Das humorvolle Drama “Transpapa“ behandelt das sensible Thema der Geschlechtsumwandlung ebenso publikumswirksam wie berührend.

Die Pubertät an sich ist ja schon eine ausgesprochene Herausforderung. In dem Familiendrama "Transpapa" muss die halbwüchsige Maren (Luisa Sappelt) jedoch sehr viel mehr verarbeiten als die meisten ihrer Generation. Die Jugendliche trifft nach Jahren der Abwesenheit den Vater (Devid Striesow) wieder. Der aber ist inzwischen zu einer Frau namens Sophia geworden. In ihrem Spielfilm-Debüt beleuchtet Autorin und Regisseurin Sarah Judith Mettke das Thema der Transsexualität, angeregt von eigenen Erfahrungen, mit sicherem Gespür für Publikumswirksamkeit.

Zunächst hat die Tochter gar kein Verständnis für den Vater. Trotzdem besucht sie ihn. Denn sie möchte herausfinden, wer und wie diese Sophia ist, die aussieht wie ihr Vater, so spricht wie er, die aber sagt, dass es den Mann, der Marens Vater ist, nicht mehr gibt. Zunächst scheint es für die beiden keinen wirklichen Weg zueinander zu geben. Marens Ablehnung und ihr Unverständnis sind zu stark. Doch Sophia gibt nicht auf und versucht mit viel Witz und Zärtlichkeit, Marens Blick für die Vielfalt der Lebensmöglichkeiten zu öffnen.

Mettke gelang mit ihrem Abschlussfilm des Regie-Studiums an der Filmakademie Baden-Württemberg eine gefühlvolle, jedoch niemals sentimentale Ballade vom Wert solcher Tugenden wie Ehrlichkeit und Offenheit. Maren und Sophia kommen einander nur vorsichtig näher. Eine wirkliche Zuneigung ist vielleicht einmal möglich. Das lässt der Film offen. Es wird klar: Erst einmal müssen beide für sich selbst herausfinden, wer sie sind und wie sie leben möchten. Ein rosarotes Happy End bleibt aus.

Der Film behandelt mit staunenswerter Leichtigkeit und sehr unterhaltsam das komplizierte Thema der Transsexualität. Wissenschaftliche Trockenheit bleibt dabei aus. Es geht der Autorin und Regisseurin ganz offenkundig nicht um Erklärungen, warum ein Mensch sich sicher ist, dass er als Frau fälschlicherweise im Körper eines Mannes lebt oder umgekehrt. Sarah Judith Mettke zeigt mit der berührenden Geschichte eine Möglichkeit, vorurteilsfrei miteinander umzugehen, egal ob hetero-, homo- oder transsexuell.

Devid Striesow spielt Sophia als eine Persönlichkeit, die mit sich selbst nur schwer klarkommt. Billiger Witz à la "Charleys Tante" bleibt vollkommen aus. Der aus Erfolgsfilmen wie "Der Fälscher" und "Ein guter Sommer" sowie als Assistent von "Bella Block" bekannte Schauspieler zeigt keinen Mann in Frauenkleidern, sondern eine Frau, die dabei ist, die Facetten ihrer Weiblichkeit zu erkunden. Die Sensibilität, mit der Devid Striesow im sensiblen Zusammenspiel mit seiner jugendlichen Film-Partnerin Luisa Sappelt agiert, sorgt für eine geradezu nervenaufreibende Spannung.

Bewertung: empfehlenswert

"Transpapa" Deutschland 2012, 90 Minuten, ab 12 Jahren, R: Sarah Judith Mettke, D: Luisa Sappelt, Devid Striesow, Sandra Borgmann, Horst Sachtleben, täglich im 3001; www.besseralsecht.de