Die extrovertiert-humorige Britin Marina Diamandis und ihre Band The Diamonds zaubern am 23. November in der Hamburger Markthalle.

Hamburg. "Bubblegum Bitch" heißt der Eröffnungssong von "Electra Heart", dem neuen zweiten Album von Marina And The Diamonds. Und das Dasein als Kaugummi-Schlampe ist auch das Leitmotiv der britischen Pop-Exzentrikerin Marina Diamandis. Es ist ein fast schon liebevoller Angriff auf den Pop an sich, der mit den eigenen Waffen geschlagen wird - übrigens unterstützt und produziert von einem Dutzend Männern, die sich ganz besonders mit den akustischen Waffen einer Frau auskennen.

Dr. Luke (Katy Perry), Greg Kurstin (Lily Allen), Rick Nowels (Madonna) und weitere stellten sich mit der Waliserin an die Regler und verwandeln das "Bubblegum Bitch" in eine "Primadonna" mit allem, was soundtechnisch dazugehört. So regiert in "Living Dead" der von Cher kultivierte Vocoder, "Starring Role" und "Lies" wildern im Dubstep, "Homewrecker" im Eurodance, auch die Ambient-Pop-Ballade ("Teen Idle") darf nicht fehlen. Die Melodien sind außerordentlich klebrig und bleiben hängen wie Kaugummi. Oder wie Hundekacke an der Profilsohle.

Bei aller per Brechstange zurechtgebogenen Chartstauglichkeit (Platz eins in Großbritannien) geht es bei Marina And The Diamonds um Lügen und Betrügen, um Heucheleien, Hass und Abscheu im "Valley Of The Dolls", im Tal der Pop-Püppchen, in dem man mit aufgesetzten Identitäten lebt.

Ja, den Hang zum britischen schwarzen Humor hatte Marina schon immer, wobei der kaleidoskopbunte Sound sicher nicht allen gefällt, die sie 2010 dank ihres Debütalbums "The Family Jewels" entdeckt haben. Indie-Pop, Wave und Freak-Pop waren damals der Antrieb für ihre kritischen Texte. Kate Bush, Florence Welch und diverse weitere Künstlerinnen wurden für "Kunden kauften auch ..."-Vergleiche bemüht. Doch das Sound-Korsett von Songs wie "I Am Not A Robot" hat Marina abgestreift, um sich in einen von Lady Gagas vielen Fummeln zu werfen.

Die Marina, die vor zwei Jahren im kleinen Stage Club sowie beim Reeperbahn-Festival im Gruenspan auftrat, war eine andere als die, die am 23. November in die Markthalle kommt. So klingt es zumindest auf "Electra Heart". Aber so ist es nicht. Marina hat einen Plan. Sie ist kein Pop-Roboter.

Marina And The Diamonds Fr 23.11., 20.00, Markthalle (U Steinstraße), Klosterwall 9-21, Karten zu 27,40 im Vvk.; www.marinaandthediamonds.com