In der “taz“-Ausgabe von Pro Quote mag leider niemand über die Quote streiten

Hamburg. Die Kolleginnen der Journalistinnenvereinigung sind nicht unbedingt zu beneiden. Da kämpfen sie für einen Frauenanteil von 30 Prozent in den Chefetagen deutscher Redaktionen und bekommen von fast jedem männlichen Chefredakteur gesagt, wie gut doch die Sache sei, für die sie sich einsetzen. Im Übrigen lassen die Herren Pro Quote wissen, diese Forderungen seien in den von ihnen verantworteten Redaktionen ja längst umgesetzt.

Nun hätten die Pro-Quote-Frauen gern in der "taz", deren letzte Wochenendausgabe sie verantworteten, mit den Herren Chefredakteuren diskutiert. Doch die wollten nicht. So ließ "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher die Damen wissen, als "Freund der Quote" sei er nicht der geeignete Gesprächspartner. Und der Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung (SZ)", Kurt Kister, riet Pro Quote, doch lieber bei "wahren Quotengegnern" anzufragen.

Solche Antworten sind insofern erstaunlich da bei "FAZ" und "SZ" der Frauenanteil beim Führungspersonal mit 8,7 beziehungsweise neun Prozent so gering ist wie bei kaum einem anderen deutschen Blatt.

Und da auch "Spiegel"-Chef Georg Mascolo als einzig bekennender Quotengegner unter den deutschen Chefredakteuren Pro Quote absagte, fehlte in der "taz"-Ausgabe vom Wochenende ein richtig schönes Streitgespräch. Es ist nicht so, dass die Journalistinnen sich nicht bemüht hätten: Ersatzweise versuchten sie ihr Glück bei Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, die nicht gerade als Quotenfreundin bekannt ist und stattdessen für eine windelweiche "Flexiquote" eintritt. Doch auch von ihr kam kein kritisches Wort zu den Forderungen von Pro Quote. "Wir sind von Quotenfreunden umzingelt", schrieben die Blattmacherinnen. Wohl wahr.