Jürgen Wölffers Inszenierung “Die Lokomotive“ enttäuscht in der Komödie Winterhude

Hamburg. Wie das Dampfross auf Schienen stammt auch André Roussins 1966 uraufgeführte Komödie "Die Lokomotive" aus der guten alten Zeit. Immerhin übersetzte Hans Weigel das Konversationsstück über eine Frau, die ihre Familie mit der Lebenslüge ihrer großen Jugendliebe zum Russen Kostja tyrannisiert. Mit berlinerisch trockener Schnodderkomik rattert Anita Kupsch, die eiserne Lady des Lustspiels, bei der Premiere in der Winterhuder Komödie den Text herunter, bricht sich, wie es die Figur der Sonja verlangt, im Alleingang Bahn durch die Szenen. Ihr stolpert (noch) textschwach und unsicher feixend Hans Peter Korff als liebender Gatte hinterher.

Es ist schon ein Kunststück, die französisch elegante, sprachspielerisch leichte Boulevardkomödie in eine plump teutonische Posse ohne Charme zu verwandeln, wie es den Darstellern und Regisseur Jürgen Wölffer gelingt. Einen Hauch von Pariser Stil hatte allenfalls Julia Hattsteins gediegenes Interieur mit den goldfarbenen Fauteuils.

Gisbert-Peter Terhorst gibt mit blitzender Goldkrone im Mund die saufende Russen-Charge, demaskiert den "kühnen Reiter" Kostja immerhin lebensprall und überzeugend als klägliche Witzfigur. Die Kupsch und Korff retten sich mit nackter Routine durch den Abend - zum Vergnügen einer gackernden Blondine und eines Besuchers, dessen andauerndes Lachen sogar die Kupsch irritierte, bis sie genervt ihre Knattertiraden unterbrach.

Im Klamauk blieben die beiden Jungen sympathisch natürlich: Daniel Mele als Sonjas Enkel Alexandre und Lea Schobersberger, die mit ihrer wirklichen Großmutter Anita Kupsch auf der Bühne steht und ganz ehrlich sagen kann: "Omi, du bist die Beste."

"Die Lokomotive" bis 13.1.2013, Komödie Winterhuder Fährhaus, Karten unter T. 040/48 06 80 80