Dvorak, Debussy, Ravel - die Hamburger Philharmoniker spielten unter Jun Märkl eine böhmisch-mediterrane Matinee

Hamburg. So begeistert war Jun Märkl von der Leistung des Solisten an der kleinen Trommel, dass er ihn nicht nur wiederholt zum Schlussapplaus nach vorn bat, sondern ihm auch gleich noch das Blumenbukett weitergab, das doch für ihn, den Gastdirigenten, bestimmt war. Mit Ravels "Bolero", dessen von Anfang bis Ende stoisch auf der Snare drum durchgeschlagener Rhythmus eine unablässige Steigerung des Orchestergeschehens begleitet, krönten die Hamburger Philharmoniker gestern unter Märkls Leitung ihre böhmisch-mediterrane Matinee. Das Stück geriet zum Triumph des Orchesters; die Bläsersolisten in Holz und Blech gestalteten die vielfach und immer von anderen wiederholte, betörend-klagende Melodie mit kleinen Freiheiten in der Phrasierung, die das Stück nicht nur als crescendierenden Kollektivrausch erlebbar machten, sondern jedes Mal neu hinhören ließen.

Begonnen hatte das Konzert mit Dvoraks sinfonischer Dichtung "Der Wassermann", die ihr außermusikalisches Programm mit suggestiver Melodik in Szene setzt. Wirkte Jun Märkls Dirigat hier noch etwas zuckend-verspannt, so kam beim anschließenden Cellokonzert h-Moll von Dvorak mehr Bogen, mehr Gelassenheit in seine Bewegungen. Daniel Müller-Schott spielte den Solopart mit unglaublich kernigem Ton und großer Akkuratesse. Er präsentierte sich als ebenso feuriger wie disziplinierter Virtuose. Das von ihm zugegebene "Declamato" von Benjamin Britten weckte die Lust auf einen Soloabend mit diesem außergewöhnlich kraftvoll musizierenden Cellisten.

Das am wenigsten bekannte Stück des Vormittags, Claude Debussys "Ibéria", gehört zwar mit seinen andalusischen Klang-Impressionen aus Kastagnetten und gitarristisch behandelten Violinen auch noch zum Genre der Programmmusik. Doch die Harmonik und die Klangfarben führen weit über die Musikalisierung ausgelassen-südlicher Szenen hinaus. Etwas mehr Zauber dieser ungewöhnlichen Art hätte dem sehr engagiert gespielten Konzertprogramm gutgetan (Wiederholung heute, 20 Uhr, Kartentelefon 35 68 68).