Zum Fest kommt das Emerson Quartet, die Brahms-Medaille kommt von der Stadt

Hamburg. Im Wort Amateur schwingt oft etwas Herablassung mit. Doch was ist wichtiger als die Liebe in allem, was man tut? Wenn etwa Menschen sich (mit einer kriegsbedingten Unterbrechung) schon seit 90 Jahren in Hamburg nur aus Liebe zum Gegenstand erfolgreich darum bemühen, erstklassige Interpreten der Kammermusik in unsere Stadt zu holen, dann handeln sie als Amateure im besten Sinne.

Am Sonnabend feiert die Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik e.V. in der Laeiszhalle ihren 90. Geburtstag mit einem Konzert des Emerson Quartets aus den USA, anschließend nimmt der neue Vorsitzende des Vereins Ludwig Hartmann, 52, aus den Händen von Kultursenatorin Barbara Kisseler die Johannes-Brahms-Medaille der Stadt entgegen. Das Jubiläum ist auch ein Adieu: Der langjährige Emerson-Cellist David Finckel nimmt nach 34 Jahren seinen Abschied.

In der Tradition Hamburger Bürgersinns waren es von Anfang an Privatleute, die in ehrenamtlicher Arbeit satzungsgemäß "Kammermusik in der besten Interpretation durch qualifizierte Künstlervereinigungen aus der ganzen Welt" nach Hamburg brachten. Die Liste der verdienstvollen Leiter seit der Neugründung nach dem Krieg 1945 ist kurz: Bobby Möller, Rudolf Jung, Klaus Brügmann. Der erste blieb 25 Jahre, Jung gar 32 Jahre. Noch heute, mit beinahe 91 Jahren, spielt der Spross einer Winzerfamilie aus dem Rheingau ("Mein Vater Carl Jung hat den alkoholfreien Wein erfunden") täglich Cello und musiziert regelmäßig mit anderen.

Dass ihre Lieblingsgattung gute Ideen braucht, wie sich das Publikum steigern und verjüngen ließe, ist Hartmann, Musikredakteur bei NDRkultur, wohl bewusst. Gleichzeitig macht Jung keinen Hehl daraus, dass Kammermusik vom Hörer eine gewisse Reife verlangt: "Das ist eine Sache für Leute, die mindestens 40, 50 Jahre alt sind." Anbiederungsgedanken liegen beiden fern, schließlich ist "Kammermusik mit das Wertvollste, das Menschen sich ausgedacht haben" (Hartmann).

Das Emerson Quartet gehört zu den Stammgästen, kann es an Veteranentum aber nicht mit dem Beaux Arts Trio aufnehmen, das bis zu seiner Auflösung vor wenigen Jahren Dutzende von Malen bei den Freunden gastierte. Dem Pianisten des Beaux Arts Trios Menahem Pressler richten die Kammermusikfreunde im November nächsten Jahres ein mehrtägiges Fest aus - dann wird auch er 90 Jahre alt.