Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky tourt zurzeit mit “Angst.Macht.Spaß“

Pathetisch und hymnisch, zugleich aber gebrochen und leicht bitter - keine Band vertont den Liverpooler Stil besser als Echo and The Bunnymen. Die Platte meines Lebens ist ihr 1997er-Reunion-Album "Evergreen". Es ist ein solcher, ein zeitloser musikalischer Gottesbeweis: eine Hymne an das Leben, die Liebe und den Schmerz, der beide verbindet. "I don't want to be forgiven. All I want is to be free." Nach dem Verfassen solcher Zeilen pflegt Gott den Dichter aufgrund von Vollendung abzuberufen. Normalerweise. In diesem Fall nicht: Er schickte die Jungs auf Tour.

Wir erlebten sie 2001 im Logo als recht lustlos. Worunter Frontmann Ian McCulloch wohl litt? Unter dem schlechten Besuch? Alle 17 Zuschauer hatte ich mitgebracht. Vielleicht störte es ihn auch, dass die einzige Frau zu mir gehörte. Und hochschwanger war. Groupies sitzen nicht auf einem Hocker und halten sich die Wampe.

Nach der Show verließ McCulloch noch während des Schlussakkords die Bühne. Das unmittelbar einsetzende Saallicht zeigte schroff die Vergeblichkeit von Applaus an. Stille im Saal - da realisierten wir den lautstarken Live-Kommentar des englischen Fernsehens aus dem Nightliner und begriffen: Der FC Liverpool spielte zeitgleich in der Champions League, und Ian war während des Live-Gigs tausend Tode gestorben, weil er seine "Reds" nicht sehen konnte.

In ihrem Vergänglichkeits-Epos "Nothing Lasts Forever" formuliert die Band als Ziel des Lebens: "I want to play football for that coach." Dies ist keine Metapher für Hingabe an einen Gott. Gemeint ist damit schlicht Liverpools Ikone Bill Shankly. Was vielleicht doch auf dasselbe hinausläuft.