Die Buchhandlung Cohen + Dobernigg feiert ihren zehnten Geburtstag - natürlich mit einem Buch. Die Festschrift schrieb Sven Amtsberg.

Hamburg. Den Buchhandlungen in Hamburg geht es größtenteils noch ganz gut, E-Book hin oder her - eine von ihnen feiert ihren 10. Geburtstag dieser Tage zünftig. Und zwar standesgemäß mit einem Druckerzeugnis. Wie soll es anders sein? Es geht um den genau auf einer magischen Grenze angesiedelten Buchladen Cohen + Dobernigg: Für die einen gehört er zum Karolinenviertel, für die anderen zur Schanze. Und für alle ist Cohen + Dobernigg der Buchdealer ihrer Wahl.

Zum Beispiel auch für Sven Amtsberg, der (mindestens) spinnertste Hobbyhistoriker der Freien und Hansestadt, Autor und Literaturentertainer von hohen Gnaden. Er ist der Autor eines schmalen Büchleins, das nun, pünktlich zum Eintritt ins neue Jahrzehnt, dem Laden und seinen Buchverkäufern "Die Wahrheit über Cohen + Dobernigg" dichtet. Im fraglos unverwechselbaren Amtsberg-Sound, er bedient sich besonders des Stilmittels der Übertreibung: So sind Daniela Dobernigg und John Cohen nichts Geringeres als "die Eva und der Adam des Buchs".

Zu viel der Ehre! Das mögen all die einwenden, die im Schweiße ihres Angesichts seit Jahr und Tag Gutenbergs Erfindung unter die Leute bringen. Eine Festschrift zum Geburtstag, das verdient doch eigentlich jede Buchhandlung. Wenn man denn so will und das Geschäft mit den Buchstaben als besonders feiernswert empfindet. Nun waren es aber eben nun mal John Cohen und Daniela Dobernigg, die auf die publicityträchtige Idee kamen, den Agenten des Absurden auf ihre eigene Unternehmensgeschichte anzusetzen: Man kennt sich natürlich, Amtsberg liest ja auch gern mal unter dem Dach von Cohen + Dobernigg.

Gefeiert wurde bereits in der vergangenen Woche, und seit dieser wird "Die Wahrheit über Cohen + Dobernigg" an alle Kunden verschenkt. "Dieses Buch ist ein augenzwinkerndes Dankeschön an unsere Kunden und auch als Hommage an die vielen kreativen Verlage zu verstehen, ohne deren tolle Bücher für uns nichts möglich wäre", sagt John Cohen, 43, der die Österreicherin Daniela Dobernigg, 40, einst kennenlernte, als er sein PC-Programm für Warenwirtschaft in einer alpenländischen Buchhandlung erklärte.

Die Geschichte ihres Kennen- und Liebenlernens - mittlerweile sind Cohen + Dobernigg verheiratet und haben einen eineinhalbjährigen Sohn - wird in Amtsbergs Schrift ins Groteske verfremdet, am meisten dürfte das Ehepaar selbst gelacht haben.

"Für uns sind Bücher heute so normal wie Hunde oder Katzen. Doch es gab eine Zeit, in der es das alles nicht gab, Hunde nicht, Katzen nicht und auch keine Bücher. Eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, wie manch einer vielleicht denkt" - so klingt er, der märchenhafte Amtsberg-Ton. Die wahren Erfinder des Buchs sind in seinen Augen in einem Hamburger Szeneviertel zu finden. Auch wenn Amtsbergs Sätze satirisch anmuten: Es wird was dran sein, wenn er eine Buchhandlung ein "Paradies des Mitgefühls" nennt.

Als sie vor einem Jahrzehnt anfingen, erzählt Dobernigg, wollten sie eine Buchhandlung zum Wohlfühlen sein. "Die Kundschaft ist viel entspannter als alle anderen, die ich in acht Geschäften vorher kennengelernt habe", sagt Dobernigg. Wer wissen will, wie es wirklich war, als ein Pferd(!) zwei Literatur-Connaisseuren beibrachte, was ein Buch ist ("Now, go on, bring life to the book"), der muss Amtsberg lesen - und sich danach am besten schnell der nächsten Herbstlektüre widmen.

Buchhandlung Cohen + Dobernigg Sternstraße 4; codobuch.de