Die Grandmothers of Invention spielen eigene Kompositionen und Zappa-Stücke aus den 60er- und 70er-Jahren

Fabrik. Frank Zappa war ein Despot. Die Musiker in seinen Bands saßen eigentlich immer auf dem Schleudersitz, abhängig von den Launen ihres genialen, aber oft griesgrämigen Bandleaders. Der Kettenraucher Zappa war zudem ein strikter Gegner von Marihuana, LSD und anderen Rauschmitteln.

Mitte der 60er-Jahre war Kiffen bei den Hippies in Kalifornien so selbstverständlich wie der Sonnenaufgang, doch Zappa verachtete die Hippies und ihre vernebelte Wahrnehmung. Wenn er einen seiner Musiker unter Drogen erwischte, flog der achtkantig aus der Band, den Mothers of Invention. 1976 hatte er die 1964 am Muttertag gegründete Formation zum letzten Mal umbesetzt, anschließend war er nur noch unter seinem Namen unterwegs.

Bereits 1980, also 13 Jahre vor Zappas Krebstod, schlossen sich ein paar ehemalige Mothers zu einer Band zusammen, die eigene Kompositionen spielte, aber auch eine ganze Reihe von Zappas Stücken aus den 60er- und frühen 70er-Jahren aufführte: die Grandmothers of Invention. Heute Abend treten die aufgeweckten "Großmütter" in der Fabrik auf.

Jimmy Carl Black, Gründungsmitglied und Schlagzeuger, der Keyboarder Don Preston und Saxofonist Bunk Gardner standen 1969 das erste Mal ohne Band da, als Zappa die ersten Mothers of Invention aufgelöst hatte, wegen angeblicher Erfolglosigkeit. Seit 32 Jahren verwalten die Grandmothers inzwischen das frühe musikalische Erbe ihres einstigen Bandleaders, doch auch die "Großmütter" änderten ihre Besetzung oft und wandelten den Bandnamen ebenso häufig in ein paar Nuancen ab. Die Rekrutierung neuer Bandmitglieder war jedoch leicht, denn am Wegesrand brauchte man nur all die Musiker einzusammeln, die von Zappa geheuert und gefeuert worden waren.

Von der ersten Besetzung der Grandmothers ist nach dem Tod von Jimmy Carl Black im Jahr 2008 und der Spaltung der Band vor zehn Jahren nur noch der Multiinstrumentalist und Keyboarder Don Preston übrig. Mit dem Sänger und Saxofonisten Napoleon Murphy Brock schloss sich der Coverband jedoch ein Showmann erster Güte an, der in den 70er-Jahren Zappas Musik durch seine Präsenz und seine ungewöhnliche Stimme entscheidend mitgeprägt hat. Drittes Ex-Zappa-Bandmitglied ist Tom Fowler, der zwischen 1973 und 1975 den Bass bei den Mothers of Invention bediente. Mit den Gitarristen Miloslav Tadic und Robbie Mangano und dem Schlagzeuger Chris Garcia komplettieren drei Nicht-Zappa-Musiker die aktuelle Besetzung der Grandmothers Of Invention.

"Roxy And Elsewhere And More" heißt das aktuelle Programm der amerikanischen Combo, benannt nach einem Live-Doppelalbum, das Zappa 1974 herausgebracht hat und an dem Preston, Fowler und Brock damals beteiligt waren. Die Mothers of Invention spielten einen energetischen und durchgeknallten Mix aus Progressive und Jazz-Rock, zur Band gehörten elf Musiker. Die Songs von "Roxy & Elsewhere" waren überwiegend neu und wurden bei diesem Mitschnitt aus dem "Roxy Theatre" in Los Angeles zum ersten Mal von Zappa veröffentlicht. Lediglich "More Trouble Every Day", 1968 unter dem Eindruck der Rassenkrawalle im Schwarzenviertel Watts geschrieben, war bereits auf "Freak Out!", dem Debütalbum der Mothers, erschienen.

Neben lustigen Nummern wie "Penguin In Bondage", "Village Of The Sun" und "Pygmy Twylyte" haben die Grandmothers auch noch andere berühmte Nummern von Zappa im Programm wie "Peaches En Regalia" oder "Sofa No. 2" mit ein paar sexuell eindeutigen Textzeilen, die auf Deutsch geschrieben sind. Den Gesang von "Ich bin hier, und du bist mein Sofa" lassen sich die Mitglieder der Grandmothers bei einem Deutschland-Konzert natürlich nicht entgehen.

Frank Zappa selbst war schon zu Teenager-Zeiten sehr an Neuer Musik interessiert, Arnold Schönberg und Edgard Varèse zählten zu den Lieblingskomponisten des 1940 geborenen Sängers, Gitarristen und Komponisten. Zum Ende seines Lebens schrieb Zappa vor allem für Orchester. Einer der Dirigenten, der Frank Zappas Werke des Öfteren mit dem London Symphony Orchestra aufführte, war übrigens der kommende Philharmoniker-Chef Kent Nagano.

Grandmothers Of Invention heute, 21.00, Fabrik (S Altona); Barnerstraße 36, Karten 26,-; Internet: www.grandmothersofinvention.com