Hamburg. Familienstücke sind heute ganzjährig das, was einmal die klassischen Weihnachtsmärchen zum Advent waren. Statt der Englein und des Weihnachtsmanns erobern sich Fantasy-Figuren, freche Mädchen oder mutige Jungs für ihre Abenteuergeschichten die Bühne - meist auch mit Liedern und viel Musik. Zwei schöne Beispiele der auch außerhalb der "Lebkuchenhochsaison" noch zu genießenden Stücke bieten das Theater für Kinder und das Schmidt-Theater.

Mary Lennox (Lois Bartel) ist ein ungezogenes, verwöhntes Gör. Das Waisenkind kommt zu ihrem Onkel in ein englisches Herrenhaus. Dessen imposante Fassade fährt aus dem Orchestergraben des Allee-Theaters hoch. Staunen bei den Kindern. Regisseur Claus Gutbier und Bühnenbildnerin Kathrin Kegler bieten im Theater für Kinder alle Kulissen- und Lichtkünste auf, um Geheimnis und Zauber des "Geheimen Gartens" liebe- und stimmungsvoll lebendig werden zu lassen. Barbara Hass (Text) und Barbara Henneberg (Musik) bearbeiteten Frances Hodgson Burnetts Geschichte über zwei ungeliebte, sich selbst überlassene und nervende Rangen. Doch Mary und Colin (Norman Wong) freunden sich trotz ihrer Streitereien und Wutanfälle an, helfen einander und erblühen, wie der abgestorbene Garten, zu neuem, glücklichen Leben.

Bei "Es war einmal" im Schmidt erfreut sich das Publikum nicht nur an sieben Märchen auf einen Streich, vor allem am neuen interaktiven, teils aberwitzigen Mix von Heiko Wohlgemuth (Buch) und Martin Lingnau (Buch und Musik) aus Grimmschen Klassikern.

Der märchenhaft überforderte Vater (Markus Richter) ers(p)innt die Geschichte vom tapferen Schneiderlein (Marco Knorz), das auf seiner Suche nach Liebe in ein Chaos aus anderen Geschichten und Figuren gerät. Das Kinderzimmer wird zum Märchenwald mitsamt "Märchenwaldklinik", in dem der böse, allzu gefräßige Wolf dank OP hinterm Schattenvorhang erleichtert wird. Wer hier die zehn Euro Praxisgebühr vergisst, kann sich an dem einen oder anderen Kalauer erfreuen, derweil die Kleinen genau wissen, wann sie aufbegehren müssen. "Du hast die Haare schön!" beim Erscheinen von "Rapunzel" geht ebensowenig wie der Auftritt der bösen Fee ohne "Buh!"-Rufe. Es ist nur eine von mehreren Rollen Franziska Kuropkas. Im spiel- und sangesfreudigen fünfköpfigen Ensemble klingt ihre Soul-Stimme am intensivsten nach. "Dornröschen" zum Trotz.

"Der geheime Garten" bis 27.1.2013, Theater für Kinder, Karten unter T. 38 25 38

"Es war einmal" wieder am Sa 17.11., 15 Uhr, bis 6.1.2013, Schmidt, Karten unter T. 31 77 88 99